Stadtgespräch

Sasa und der Bootsmann: „Songs schreiben ist wie malen auf Leinwand“

Stadtgespräch
Camilla Lindner
@CamillaLindner

Redakteurin | Studentin der Anglistik und Politikwissenschaft an der Universität Hamburg | Kontakt: lindner@hh-mittendrin.de

Das Hamburger Duo Sasa Jansen und Bootsmann Stephan Möller-Titel hat ihr zweites Album „Nimm alles“ veröffentlicht. Mittendrin hat die beiden im Café unter den Linden getroffen und mit ihnen über ihre erste Begegnung, das neue Album und über Hamburg gesprochen.

Mittendrin: Wie kam es eigentlich zu eurem „Künstlernamen“ Sasa und der Bootsmann“?

Stephan: Ich habe tatsächlich den Titel eines Bootsmanns auf dem Küstenmotorschiff im Hamburger Hafen, einem Traditionsschiff. Auf einer Geburtstagsfeier, die auf dem Schiff stattfand, habe ich Sasa das erste Mal getroffen, weil ich die Deckswache hatte …

Sasa: … An dem Abend kannte ich schon viele, es war die Geburtstagsfeier einer Freundin. Den Bootsmann kannte ich aber noch nicht. Das war so ein erinnerungswürdiger Schlagabtausch: Es gab nur einen kleinen Aufgang zum Schiff und Stefan stand dort, ich wollte an Bord und er fragte mich „Wer bist du denn“?  Ich: „Ja Sasa“. Und dann fragte ich ihn „Und wer bist du denn überhaupt?“. Er: „Ja der Bootsmann“. Und das wars. Mehr haben wir an dem Abend nicht gesprochen. Aber das haben wir uns beide gemerkt.

Mittendrin: Seit wann tretet ihr als Duo auf?

Sasa: Seit 2008.

Mittendrin: Und warum gerade zu zweit?

Stephan: Es gibt verschiedene Aspekte, die an dem Duo-Sein toll sind: man ist nur zu zweit und schmeißt zu zweit den Abend- kann sich besser disponieren und anders einbringen. Man hat einfach mehr Raum, als in einer Band.

Sasa: Und es ist viel einfacher, Termine zu finden.

Mittendrin: Als was beschreibt ihr eure Musik?

Stephan: Als deutschsprachigen Singer- Songwriter. Unsere Einflüsse sind von Pop, Chanson und Jazz breit gefächert.

Sasa: Und irgendwie dramatisch und theatralisch ist es auf eine Art auch. Es hat ganz viel mit Bühne zu tun. Was wir mit der Bühne machen, um das Publikum zu kriegen, ist uns sehr wichtig.

Mittendrin: Beim Releasekonzert im Hamburger Gängeviertel habt ihr das Publikum mit eurer Musik überzeugt. Funktioniert das immer? 

Stephan: Gib uns einen Raum mit egal wie vielen Leuten, ob drinen oder draußen, klein oder groß. Wir haben schon so viele Konzerte gespielt, dass selbst wenn da Leute sind, die normalerweise ganz andere Musik hören, wir sie kriegen. An dem Abend im Gängeviertel wollte zum Beispiel ein Rocker zum Hardrock Stammtisch. Er ist dann trotzdem geblieben, hat sich nach dem Konzert bei uns bedankt und CDs gekauft. Die Musik hat ihn berührt. Man berührt also erstaunlich viele Menschen mit den Songs.

Mittendrin: In welchen Situationen entstehen eure Songs? Schreibt ihr mal an einem Abend einen ganzen Song?

Sasa: Ich schreibe nie Songs kurz mal eben runter. Das ist ein langer Prozess mit Höhen und Tiefen. Ein An- und Abtragen. So ähnlich wie wenn man eine Leinwand mit Farbe bearbeitet.

Stephan: Songs brauchen Zeit. Ich arbeite extrem gut unter Druck. Das zwingt mich dazu, mich zu fokussieren. Trotzdem würde ich mir mal wünschen, eine Auszeit zu haben und diese dann nur für das Songschreiben nutzen.

Mittendrin: „Nimm alles“ heißt euer zweites Album. Was spiegelt der Titel wider?

Stephan: Also erstmal zum Album: „Nimm alles“ ist kein Konzeptalbum. Die Themen sind viel extremer als die im ersten Album. In der Zeit ist sehr viel passiert und das haben wir in unseren Songs verarbeitet.

Sasa: Die Songs hatten wir schon fertig geschrieben. Dann haben wir  gesammelt und ausgewählt und „Nimm alles“ ist daraufhin entstanden.

Stephan: Der Titel „Nimm alles“ lässt Raum zur Interpretation. Er ist emotional aufgeladen und beschreibt unsere Haltung, zu dem was wir erlebt haben und zu dem, was sich manifestiert hat in den fertigen Songs. Wir haben eine bestimmte Haltung, die sagt, dass wir das, was kommt, auch so annehmen: Nimm die Sachen an, greif zu, mach was draus. Er beschreibt eine aktive Haltung , wie man ins Leben gehen soll. Außerdem muss man sich das auch nehmen, was man will.

Sasa: Und es beschreibt, dass wir das Nicht- Schöne nicht aussieben wollen. Im Leben ist auch Platz für das Sperrige.

Mittendrin: Wer ist eigentlich Bünse, der vor euch im Gängeviertel aufgetreten ist?

Stephan: Bünse ist Musiker und ein guter Freund. An diesem Abend war das sein erstes Solo. Er war lange der Sänger von „Reimt sich“, einer Hamburger Band.

Sasa: Bünse war an dem Releasekonzert so ein kleines Geschenk, ein Extra bevor wir dann gespielt haben. Und die Leute waren begeistert von ihm.

Mittendrin: Was mögt ihr an Hamburg so gerne?

Stephan: Ich mag die Mischung hier sehr:  Zwischen arm und reich, sauber und dreckig (am Hafen). Die Hamburger müssen aber aufpassen, dass nicht zu viele Künstler und Kreative abhauen. Die Wohnpolitik ist wirklich ein Thema für sich.

Sasa: Ich mag die See und den Wind. Als ich zum Studieren wegging, hatte ich ganz schwer Heimweh nach Hamburg. Ansonsten mag ich den Mobiler Blues Club (MBC) gerne, in dem ich oft aufgetreten bin und wo übrigens ein Foto von mir an der Wand hängt.

Mittendrin: Habt ihr vor, irgendwann ein Lied über Hamburg zu schreiben?

Sasa: Meine Freundin Meike hat einen total tollen Hamburg- Song geschrieben. Warum soll ich das gleiche nochmal machen?

Stephan: Ich habe mit meiner alten Band einen Song, eine Hymne an Hamburg geschrieben „1000 Kilometer“. Wir haben  das beide schon irgendwie abgegrast. Deshalb haben wir im Moment kein Bedürfnis, einen Hamburgsong zu schreiben. Aber natürlich wird es weitere Songs von uns geben.

Das Interview führte Camilla Lindner

Foto: ©Maik Carstensen

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