Am Donnerstag waren Sasa und der Bootsmann im Gängeviertel zu Gast. Das Duo präsentierte dort ihr neues Album „Nimm alles“ – das ist gar nicht so maritim wie erwartet.
Kalt war es in dem alten Fabrikgebäude im Gängeviertel. An der Bühne standen zwei Sofas, dahinter in Reihen aufgestellte Holzstühle. Gegen 20 Uhr waren die Sofas und die meisten Stühle belegt. Am Tresen konnte man sich Bier oder Limo kaufen. Der ein oder andere war verdutzt, als er beim Bezahlen mit einem 5- Euro Schein für eine Cola kein Rückgeld bekam: Denn im Gängeviertel gibt jeder, was er kann und mag. Das selbe Konzept galt auch für das Konzert der beiden Singer- Songwriter Sasa Jansen und dem „Bootsmann“ Stephan Möller- Titel.
Los geht´s mit „Bünse“?
Nach 20 Uhr ging es dann los. Aber nicht mit Sasa und dem Bootsmann sondern mit „Bünse“, der zu seinen Gitarrenklängen in Adidas Schuhen und Jeans gefühlvolle Lieder über die Liebe singt.
Dann ging es mit Sasa und der Bootsmann weiter. Sasas Haar war nach oben gesteckt und Seepferdchen und Seesterne zierten es. Stephan hingegen war klassisch in hellen Naturtönen gekleidet. Mit dem Lied „Hallo“ besangen sie ihr Publikum. Es folgten „Atemnot“, „Mehr als ein Spiel“ und „Wunderkerzen und Raketen“.
Nicht so maritim wie erwartet
Sasa und der Bootsmann singen alle Lieder auf Deutsch. Das schöne ist, dass sie sich auch daran halten. Da schwappt kein „cooler“ Anglizismus in ihre Lieder und genau das macht ihre Lieder so ehrlich. Nur bei „Wunderkerzen und Raketen“ darf man dann doch über „Love is all around me“ singen. Ehrlich schütten die beiden abwechseln ihre Lieder über die Liebe und das Leben auf der Bühne aus: Sasa am Klavier, der Bootsmann an der Gitarre. An der Wand hängt der Rettungsring, auf dem Bühnenboden schwimmen die Papierschifflein. Doch ganz so maritim wie gedacht ist das neue Album nicht. Zwar zeigt das Cover einen Ausschnitt einer Seekarte, in den Liedern wird jedoch nicht Hamburg oder die See besungen. Warum nicht? Weil das ganze Leben eine Seefahrt ist – ein Auf und Ab der Gefühle.
Dass Stephan noch kein alter Seebär ist, merkt man und gerade das macht ihn so sympathisch. Ein wenig aufgeregt scheint er zu sein, trotz Schauspielhintergrund. Das Knacken der DI- Box stört ihn. Nach ein paar Songs kann dieses Problem jedoch gelöst werden. Sasa hat das nicht gestört. Sie ist die Powerfrau, die am Klavier mit ihrer Stimme überzeugt.
Doch richtig mitgerissen hat mich der Abend nicht. Auf der CD kommen die Songs viel besser rüber.„Großes Kino mit geringem musikalischen Aufwand: Ein Klavier, eine Gitarre und zwei Stimmen“, so beschreibt der NDR das erste Album „Wenn du bleibst“. An der Schlichtheit der Instrument liegt es nicht, vielleicht aber an der Schlichtheit an Themen. Hat das Leben nicht noch viel mehr zu bieten als Liebe und Trennung? Erwartet man nicht viel mehr von „Nimm alles“? Im Englischen merken wir nicht, wenn bekannte Sänger nur über eine Sache singen, in der Muttersprache hingegen, in diesem Fall deutsch, fällt das umso mehr auf.
Ehrlich, schlicht und echt
Trotzdem ändert das nichts an der Tatsache, dass Sasa und der Bootsmann zwei gute Musiker sind und dass sie durch ihre (Hamburger-) Art und Bühnenpräsenz die Sympathien des Publikums gewinnen. Das Album „Nimm alles“ ist ehrlich, schlicht und echt, genauso wie die beiden. Der Verkauf von maritimem Krimskrams neben der CD am Ende passt da eigentlich gar nicht so dazu. Gilt hier auch das Motto „Nimm alles“?!
Nächste Woche folgt ein Interview mit den beiden über ihr neues Album „Nimm alles“ und mehr darüber wer „Bünse“ ist und warum die beiden Hamburg so sehr mögen.
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