Stadtgespräch

Abend im Gängeviertel: Sasa und der Bootsmann

Stadtgespräch
Camilla Lindner
@CamillaLindner

Redakteurin | Studentin der Anglistik und Politikwissenschaft an der Universität Hamburg | Kontakt: lindner@hh-mittendrin.de

Am Donnerstag waren Sasa und der Bootsmann im Gängeviertel zu Gast. Das Duo präsentierte dort ihr neues Album „Nimm alles“ – das ist gar nicht so maritim wie erwartet.

Kalt war es in dem alten Fabrikgebäude im Gängeviertel. An der Bühne standen zwei Sofas, dahinter in Reihen aufgestellte Holzstühle. Gegen 20 Uhr waren die Sofas und die meisten Stühle belegt. Am Tresen konnte man sich Bier oder Limo kaufen. Der ein oder andere war verdutzt, als er beim Bezahlen mit einem 5- Euro Schein für eine Cola kein Rückgeld bekam: Denn im Gängeviertel gibt jeder, was er kann und mag. Das selbe Konzept galt auch für das Konzert der beiden Singer- Songwriter Sasa Jansen und dem „Bootsmann“ Stephan Möller- Titel.

Los geht´s mit „Bünse“?

Nach 20 Uhr ging es dann los. Aber nicht mit Sasa und dem Bootsmann sondern mit „Bünse“, der zu seinen Gitarrenklängen in Adidas Schuhen und Jeans gefühlvolle Lieder über die Liebe singt.

Dann ging es mit Sasa und der Bootsmann weiter. Sasas Haar war nach oben gesteckt und Seepferdchen und Seesterne zierten es. Stephan hingegen war klassisch in hellen Naturtönen gekleidet. Mit dem Lied „Hallo“ besangen sie ihr Publikum. Es folgten „Atemnot“, „Mehr als ein Spiel“ und „Wunderkerzen und Raketen“.

Nicht so maritim wie erwartet

Sasa und der Bootsmann singen alle Lieder auf Deutsch. Das schöne ist, dass sie sich auch daran halten. Da schwappt  kein „cooler“ Anglizismus in ihre Lieder und genau das macht ihre Lieder so ehrlich. Nur bei „Wunderkerzen und Raketen“ darf man dann doch über „Love is all around me“ singen. Ehrlich schütten die beiden abwechseln ihre Lieder über die Liebe und das Leben auf der Bühne aus: Sasa am Klavier, der Bootsmann an der Gitarre. An der Wand hängt der Rettungsring, auf dem Bühnenboden schwimmen die Papierschifflein. Doch ganz so maritim wie gedacht ist das neue Album nicht. Zwar zeigt das Cover einen Ausschnitt einer Seekarte, in den Liedern wird jedoch nicht Hamburg oder die See besungen. Warum nicht? Weil das ganze Leben eine Seefahrt ist – ein Auf und Ab der Gefühle.

Dass Stephan noch kein alter Seebär ist, merkt man und gerade das macht ihn so sympathisch. Ein wenig aufgeregt scheint er zu sein, trotz Schauspielhintergrund. Das Knacken der DI- Box stört ihn. Nach ein paar Songs kann dieses Problem jedoch gelöst werden. Sasa hat das nicht gestört. Sie ist die Powerfrau, die am Klavier mit ihrer Stimme überzeugt.

Doch richtig mitgerissen hat mich der Abend nicht. Auf der CD kommen die Songs viel besser rüber.„Großes Kino mit geringem musikalischen Aufwand: Ein Klavier, eine Gitarre und zwei Stimmen“, so beschreibt der NDR das erste Album „Wenn du bleibst“. An der Schlichtheit der Instrument liegt es nicht, vielleicht aber an der Schlichtheit an Themen. Hat das Leben nicht noch viel mehr zu bieten als Liebe und Trennung? Erwartet man nicht viel mehr von „Nimm alles“? Im Englischen merken wir nicht, wenn bekannte Sänger  nur über eine Sache singen, in der Muttersprache hingegen, in  diesem Fall deutsch, fällt das umso mehr auf.

Ehrlich, schlicht und echt

Trotzdem ändert das nichts an der Tatsache, dass Sasa und der Bootsmann zwei gute Musiker sind und dass sie durch ihre (Hamburger-) Art und Bühnenpräsenz die Sympathien des Publikums gewinnen. Das Album „Nimm alles“ ist ehrlich, schlicht und echt, genauso wie die beiden. Der Verkauf von maritimem Krimskrams neben der CD am Ende passt da eigentlich gar nicht so dazu. Gilt hier auch das Motto „Nimm alles“?!

Nächste Woche folgt ein Interview mit den beiden über ihr neues Album „Nimm alles“ und mehr darüber  wer „Bünse“ ist und warum die beiden Hamburg so sehr mögen.

Klicken um Kommentar zu schreiben

Artikel kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Mehr in Stadtgespräch

Spion Y, Käptn Gips, Marie Curry und Johnny Mauser

Neonschwarz: „Metropolis“ ist ein Album der Großstadt

Henry Lührs28. April 2016
Live Musik Marvin Mertens klein

Kolumne „Krach am Dienstach“ im April von und mit Justus Ledig

Justus Ledig5. April 2016
Hamburg Mittendrin Deafheaven Uebel und Gefaehrlich März 2016

Jenseits von Schwarzmetall: Deafheaven und Myrkur im Uebel & Gefährlich

Justus Ledig26. März 2016
Hamburg Mittendrin Amorphis Gruenspan Maerz 2016

Melancholie und Melodien: Amorphis, Omnium Gatherum und Poem im Gruenspan

Justus Ledig17. März 2016
Titelbild_Freitagsmedien_Mittendrin

Medienkolumne: Freitags Montag

Jan Freitag14. März 2016
Hamburg Mittendrin Hell over Hammaburg 2016 12 Mgla

Hell over Hammaburg IV: Krach und Kapuzen in der Markthalle

Justus Ledig9. März 2016
Titelbild_Freitagsmedien_Mittendrin

Medienkolumne: Freitags Montag

Jan Freitag7. März 2016
Live Musik Marvin Mertens klein

Kolumne „Krach am Dienstach“ im März von und mit Justus Ledig

Justus Ledig1. März 2016
Titelbild_Freitagsmedien_Mittendrin

Medienkolumne: Freitags Montag

Jan Freitag29. Februar 2016

Rund um Billstedt, Billbrook und Horn atmet die grüne Lunge der Stadt. In Hamm, Rothenburgsort, Borgfelde, Hammerbrook, St.Georg, der Alt- und Neustadt, und auf St. Pauli riecht und schmeckt man Hamburg an jeder Straßenecke. Die Hafencity glänzt und glitzert im Schatten der dicken Pötte und Kräne.

Die andere Seite der Elbe auf der Veddel, in Wilhelmsburg, auf dem Kleinen Grasbrook, in Steinwerder, Waltershof, Finkenwerder und auf der Insel Neuwerk lässt hanseatische Tradition spürbar werden.

Das ist Hamburg-Mitte, unser Bezirk inmitten einer lebhaften Stadt. So vielfältig wie seine Bewohner sind die Geschichten, die wir erzählen.

Mittendrin ist Name und Programm – täglich sind wir unterwegs und bringen euch spannende Reportagen, aktuelle Lokalnachrichten und ausdrucksstarke Bilder und Videos aus Hamburgs bunter Mitte.

Hamburger Geschichten

© 2012 - 2015 Mittendrin | Alle Rechte vorbehalten. Impressum - Umsetzung Politikwerft Designbüro.