Stadtgespräch

Freitags Montag – die Medienkolumne

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Jan Freitag

Freier Journalist und Autor | Blog: http://freitagsmedien.com/ | Schreibt bei Mittendrin über die "Wahnsinnsstadt" Hamburg und den wöchentlichen TV-Dschungel

freitagsmedien_Spukki-2_Seite_1Jan Freitag hat sich durch den Fernsehdschungel dieser Woche gekämpft und leidet nicht nur unter Moderator Günther Jauch, sondern auch dem Osterprogramm.

Echte Scheußlichkeiten, also echt schmerzhafte Erfahrungen, muss man manchmal eine Weile sacken lassen, um darüber reden zu können. Dabei ist die Talkshow mit Günther Jauch bekanntlich häufiger mal eine Qual, die sprachlos macht. Doch was er gestern vor einer Woche abgeliefert hat, musste erst mal acht Tage im Intellekt abhängen. Denn wie der plebejische Dampfplauderer das blutspermatränentriefende Gossenblatt „Bild“ zum Quell journalistischer Moral erklärte, wie Springers aasigster Sportreporter Draxler zum Medienmobthema Schumi den Moralisten geben durfte, wie der, äh, Moderator das boulevardbesetzte Sofa im Eigenlob baden ließ – all dies zeigte, wie nah der öffentlich-rechtliche Rundfunk Jauchs Stammsender RTL längst kommt.

RTL bekommt ein soziales Gewissen

Und das ausgerechnet, wo dort tags Sonderbares geschah. Im Rahmen des geistig schlichten Magazins „Extra“ lief dort eine gelungene Reportage über die Praktiken bei Zalando, die dem Schuhversand einen veritablen Shitstorm bescherte (und RTL eine Klage der heimlich Gefilmten). Das ist insofern bemerkenswert, als der Sender ansonsten jede Form sozialen Gewissens ansonsten fern ist wie ein Pulitzerpreis. Den haben vorigen Dienstag übrigens der britische „Guardian“ nebst „Washington Post“ für ihre Berichte zum NSA-Skandal gekriegt, was sich die Bundesregierung bei ihrer Behandlung Edward Snowdens kurz mal vor Augen halten könnte.

Am gleichen Tag ging mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis übrigens die wichtigste Trophäe für deutsche Journalisten an den Hamburger Autor Stephan Lamby für seine Reportagen wie die über den Kanzlersohn Walter Kohl. Und an die ARD-Reporterin Golineh Atai für ihre Berichte vom Kiewer Maidan, die so sachkundig wie furchtlos waren (und es auch vom Riesenbildschirm im modernisierten Lokstedter „Tagesschau“-Studio für 24 Millionen Euro sein werden). Eine Furchtlosigkeit, von der ihr Sender ab 2015 eine Prise gebrauchen könnte. Dann nämlich geht wenn der amerikanische Streaming-Dienst Netflix auch hierzulande online. Produziert er dann weiterhin Serien wie „House of Cards“, geht die digitale Wachablösung womöglich doch bald vonstatten.

Ostern zeigt jeder wofür er steht

Bis dahin muss sich das TV-Publikum mit festen Strukturen wie im Osterfinale begnügen, das idealtypisch zeigt, wie Fernsehen zur Hauptsendzeit funktioniert. Im Ersten gibt’s nach der reanimierten Jugendkulturenkreuzfahrt „Junges Deutschland“ (18.30 Uhr) nämlich „Tatort“, diesmal aus der Schweiz, im Zweiten Rosamunde Pilcher, diesmal mit Liebe, bei Sat1 was Romantisches, diesmal mit Schweighöfer, bei RTL was anderes mit Testosteron, diesmal „Transporter“. Dazu „Tribute von Panem“ bei Pro7, „Die Geissens“ auf RTL2, den „Wagner-Clan“ (3sat) und der NDR holt „Dalli Dalli“ aus der Grube. Im Grunde bringen zum Feiertagsausklang also alle das, wofür sie stehen.

Vox dagegen macht das mit „Sing meinen Song“ erst morgen, wo von Sarah Connor über Andreas Gabalier bis zum unvermeidlichen Xavier Naidoo recht unterschiedliche Massenkünstler Lieder der jeweils anderen singen. Das dürfte eine werbewirksame Selbstbeweihräucherung der beteiligten PR-Produkte sein, was aber nicht weiter stört. Im Gegensatz zum ZDF, das seinen wichtigen Dokumentarfilmplatz zeitgleich für eine süffige Reportage übers holländische Königspaar „Máxima und Willem-Alexander“ freiräumt, was mindestens ärgerlich ist. Das passt irgendwie gut zu Sendungen wie „Herrliches Hessen“ derweil im HR und verdeutlicht den dokumentarischen Graben zu Sendern wie Arte. Der zeigt nämlich parallel eine Reportage namens „Die neue Umweltzeitbombe“ über illegalen Sandabbau. Darauf muss man erst mal kommen! Tags drauf schärft der Kulturkanal sein fiktionales Profil mit Hendrik Handloegtens „Fenster zum Sommer“, das die wohl beste Schauspielschulklasse der Gegenwart in einem Film vereint: Nina Hoss, Mark Waschke, Fritzi Haberlandt, Lars Eidinger.

Tipp der Woche: Eine Prise Softpornohorrortrash

Für Feinschmecker ist das umso wichtiger, da im Ersten dank der Champions League der Mittwochsfilm ausfällt. Ein klein wenig kompensiert die ARD das Donnerstag mit einen Pilotfilm, der die Chance auf Fortsetzung verdient hätte: „Kommissar Dupin“ mit Pasquale Aleardi als Pariser Ermittler in der Bretagne – Kunst, Essen, Lässigkeit nach dem Bestseller von Jean-Luc Bannalec. Weniger leicht ist dagegen der sozialkritische Psychoschocker „Eden Lake“ mit Michael Fassbender als Großstadtschnösel im Clinch mit der brutalen Kleinstadtjugend (ZDFneo, Freitag, 23.05 Uhr). Das ist trotz des harmloseren Titels sogar krasser als der „Tipp der Woche“ am Mittwoch: „Lady Frankenstein“ (22.45 Uhr, HR). Softpornohorrortrash, der bei adäquater Berauschung grandiosen Charme entfaltet. Und etwas Musik zum Schluss, Mittwoch bei EinsFestival: „Blur – No Distance Left to Run“, die famose Dokumentation zur Bandreunion 2009.

Hier geht es zum Medienblog von Jan Freitag!

Kommentare anzeigen (2)

2 Kommentare

  1. karl

    27. April 2014 at 06:08

    Och, bitte … einerseits über die Anderen herziehen, aber selbst keine Unfallfreien Sätze abliefern können …

    Bitte, bitte die Texte mal Korrektur lesen (lassen)

    • Dominik Brück

      Dominik Brueck

      27. April 2014 at 08:58

      Wenn im Text ein Fehler ist, ist das meine Verantwortung. Bitte einfach die entsprechende Stelle nennen, danke!

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