Seit 1310 hat der Leuchtturm auf Neuwerk Schiffen den Weg in die Elbmündung gewiesen. 2014 wurde das Signallicht abgeschaltet – sehr zum Leidwesen der Insulaner.
Das Leuchtfeuer von Neuwerk leuchtet nicht mehr. Mitarbeiter der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung Cuxhaven schalteten das 1000 Watt starke Festfeuer aus. Die Technik war in die Jahre gekommen und nautisch war der Leuchtturm schon lange nicht mehr notwenig. Denn die vielen großen Pötte, die Tag und Nacht die Elbe hoch- und runterschippern, finden ihren Weg schon lange per Satellitennavigation GPS. Mittendrin war dabei, als der Leuchtturm ausgeknipst wurde.
Post mit dem Wattwagen
Um den speziellsten Ort von Hamburg-Mitte zu erreichen, muss man eine Reise tun. Erst 150 Kilometer auf der Straße, bis nach Cuxhaven-Duhnen. Von dort geht es mit dem Pferdewagen und zwei PS noch mal zwölf Kilometer durchs Watt nach Neuwerk. Eine verhangene Sonne leuchtet über das Wattenmeer, der Wind weht kaum. Eingemummelt in eine dicke Wolldecke lassen sich die sechs Grad gut aushalten. Im Watt ist richtig was los. Möwen und Austernfischer suchen nach Muscheln und Krebsen. Die Luft duftet nach, ja klar, Meer – und sehr gesund. Mit auf dem Wattwagen sitzt auch Inselpostbote Joachim Wichmann. „Was, das Turm wird abgeschaltet?“, sagt er verwundert. Zwei mal pro Woche kommt er auf die Insel, bringt und holt die Post der 39 Insulaner. Mehr ist ihm zu diesem Thema nicht zu entlocken.
Doch viele Insulaner und auch Segler mochten das Abschalten des Turmes, der seit 1310 die Elbmündung überblickt, nicht so einfach hinnehmen. Neuwerkerin Traute Fock hätte es gerne gesehen, wenn das Leuchtfeuer weiter geleuchtet hätte. „Wenn unsere Männer bei Dunkelheit von Cuxhaven nach Neuwerk gefahren sind, war es ein gutes Gefühl, dass das Leuchtfeuer ihnen den Weg gewiesen hat“, sagt sie. Sie wird den Strahl des Leuchtturms, der Nachts über die Insel strich vermissen. „Das war so eine besondere Athmosphäre“. Doch ganz dunkel wird es jetzt nicht auf Neuwerk. Dr. Frank Toussaint vom Verein Interessengemeinschaft Seezeichen setzte sich gemeinsam mit weiteren Gleichgesinnten dafür ein, dass das 30 Kilometer weit leuchtende Feuer durch eine weniger starke Lampe ersetzt wird und der Turm nicht ganz dunkel wird. Daher leuchtet seit heute eine kleine Birne, deren Schein nur noch drei Seemeilen weit reicht. Von Cuxhaven aus ist das Feuer Nachts allerdings nicht mehr zu sehen.
Abschied von einem Stück Seefahrtsgeschichte
Von oben auf der Turmspitze im Lampenraum hat man einen grandiosen Blick über Watt und Insel. Die grünen und roten Glasscheiben, die bis gestern das grün-weiß-roten Leuchtfeuer erzeugten, stehen nutzlos neben der steilen Metalleiter. Eine unscheinbare orangefarbene Glühbirne mit Philips-Logo an einem dicken orangefarbenen Kabel trat an die Stelle des Leuchtfeuers. Schnell noch einen Blick Richtung Wesermündung, Richtung Nordbake und Richtung Cuxhaven, dann muss schon der Rückweg angetreten werden. 150 Stufen hinab und zurück zum wartenden Wattwagen. Denn bevor die Flut aufläuft, müssen wir zurück sein. Die beiden Pferde Frank und der Holländer traben entspannt Richtung Cuxhaven. Dass auf Neuwerk eine neue Ära angebrochen ist, interessiert sie nicht. Doch für alle, die das helle Licht eines klassischen Leuchtturms lieben und Nachts gerne beobachten, wie sein Strahl über Land und Meer streicht, wurde ein weiteres Stück Seefahrtsgeschichte der seelenlosen Technik geopfert. Wie schade!
Jens-Peter
11. Februar 2014 at 13:05
Wichtig ist das das Licht nicht ausgeht. Es ist ein erfreulicher Erfolg, daß die Hamburg Port Authority, die auf der Insel viel tut, dazu gewonnen werden könnte den weiteren Betrieb zu gewährleisten !
Ralf
11. Februar 2014 at 22:02
Der Leuchtturm dürfte wohl eindeutig das älteste Bauwerk Hamburgs sein. Das nun seine Seele ausgelöscht wurde, ist ein weiteres Armutszeugnis, was sich die PolitikerInnen dieser Stadt auf ihrer Habenseite verbuchen können.
Übrigens, ein sehr schön geschriebener Artikel
Habe
11. August 2015 at 20:17
Was können wir tun, damit
A) das Licht wieder so leuchtet dass man es in cux/sahlenburg sieht
Und b)
Die in Ha