Stadtgespräch

Regisseur Guido Möller: Mit Crowdfunding gegen Hundehaufen

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Marvin Mertens
@MarvMertens

Ressortleitung Stadtgespräch | Kontakt: mertens@hh-mittendrin.de

Guido Möller möchte die Welt verbessern. Er will das Leben der Menschen in Großstädten angenehmer gestalten. Dafür stellt der Wahlhamburger ein ganz besonderes Projekt auf die Beine: Ein Gespräch mit einem, der einen Traum hat.

Es ist Wochentags, etwa kurz vor 19 Uhr im Café May auf St. Pauli. Ich bin mit Guido Möller zum Interview verabredet. Meine Infos sind mehr schlecht als recht: Er ist Filmemacher, wohnt auf St. Pauli und will einen szenischen Kurzfilm über Hundehaufen drehen. Finanziert über Crowdfunding. Das kann eine tolle Geschichte werden. Oder ein schier unendliches Gespräch mit jemandem, der ein merkwürdiges Interesse an den Hinterlassenschaften von Hunden hat. Aber wie sagte einmal ein Kollege über die Aufgaben eines Journalisten: „Neugierig sein, neugierig machen!“

Guido Möller ist 42 Jahre alt und Filmemacher aus Leidenschaft. Seine Geschichte klingt ein wenig wie „vom Tellerwäscher zum Millionär“. Zivildienst in der Heimat in Süddeutschland, Umzug nach Hamburg, Praktikum bei einer Produktionsfirma, Kaffee kochen, Parkplätze bewachen, Brötchen schmieren. „Da musste man irgendwie durch. Es war damals halt üblich, dass die Praktikanten sowas machen. Die Filmklappe zu halten, war da schon ein Highlight“, sagt Guido.

„Eigentlich studiere ich seit 20 Jahren“

Von da an ging es aufwärts. „Ich habe eigentlich alles gemacht: 2. Kamera-Assistent, 1. Kamera-Assistent, Kameramann, ein bisschen Drehbuch schreiben hier, ein bisschen Regie führen dort“, erzählt er. Eine Ausbildung im klassischen Sinne hat er nicht gemacht, auch nicht an der Uni studiert. „Eigentlich studiere ich seit 20 Jahren. Man lernt ja nie aus“, sagt Möller.

Er hat sich hochgearbeitet, hat mit Engagement und Einsatz schon viel erreicht. „Ich habe schon Kinofilme gemacht, Sachen fürs Fernsehen, Musikvideos, Werbespots, Kurzfilme und Dokumentationen“, erzählt Möller. Seine Begeisterung für die Arbeit hinter der Kamera ist bei jedem seiner Worte zu spüren. „Man erlebt wirklich viele skurrile Dinge, lernt viele Leute kennen“, sagt er. Einige Begegnungen waren positiv, andere weniger. „Es gibt immer solche und solche.“

Eine Begegnung der positiven Art hatte Möller gleich bei seinem ersten Praktikum. „Da durfte ich Helmut Zierl kennenlernen“, sagt er. Und wie aus dem Drehbuch folgt die Überleitung: „Er wird übrigens die Hauptrolle in dem szenischen Kurzfilm spielen – sofern der zustande kommt.“ Ja, sehr gut! Lass uns über deinen Film sprechen, sage ich. Was hat es denn nun damit auf sich? Ein leichtes Grinsen umspielt seine Mundwinkel. „Eins gleich vorneweg: Es wird kein ekliger Film“, sagt er verschmitzt. Ich atme auf, während Guido beginnt zu erzählen.

„Die Idee zum Kurzfilm „Doggiiibag“ hatte ich schon im März 2013. Es wird ein szenischer Kurzfilm ohne Dialoge. Ich lasse die Bilder sprechen“, sagt er. „Es geht um einen Geschäftsmann, der sich um die Geschäfte von Hunden kümmert, die ihre Herrchen nicht wegräumen. Er ist auf einem modifizierten Fahrrad unterwegs, mit Gassibeutelspendern am Lenker und einer Art Katapult. Damit sorgt er dafür, dass die Hundehalter die Hinterlassenschaften ihrer Tiere unfreiwillig mit nach Hause nehmen.“

„Love your dogs and your neighbours“

Ob er denn etwas gegen Hunde habe, frage ich. Guido schüttelt den Kopf. „Überhaupt nicht“, sagt er. „Das wird kein Film gegen Hunde, ganz im Gegenteil. Ich möchte mit dem Film auf die Hundehaufen-Problematik aufmerksam machen und Menschen dazu bewegen, die Häufchen ihrer Hunde einzusammeln. Der Film hat einen Untertitel, einen Slogan: Love your dogs and your neighbours.“ Interessante Idee, finde ich.

So ein Film kostet Geld, wo kommt das her? „Finanzieren möchte ich den Film über Crowdfunding“, sagt Guido. Dafür habe er ein Projekt bei der Plattform Nordstarter.de gestartet. 3333 Euro braucht er für eine erfolgreiche Spendenkampagne. Doch das Geld sei nicht alles, erklärt mir der Filmemacher. „Es kommt auch auf die Anzahl der Unterstützer an. Die drei Filme mit den meisten Unterstützern werden von der Filmförderung Hamburg  mit 1000 Euro unterstützt und auf dem Hamburger Kurzfilmfestival gezeigt“, sagt er. „Das möchte ich schaffen.“

Es werde ein Film für Menschen mit und ohne Hund, sagt er, für alle, die schon in Hundehaufen getreten sind oder es noch tun werden. Weshalb sollten Leute das Projekt unterstützen, frage ich. Die Haufen mache er ja nicht weg. Guido lacht. „Weil es ein lustiger Film wird. Und weil wir alle von sauberen Gehwegen profitieren.“ Außerdem gebe es, wie beim Crowdfunding üblich, kleine Dankeschöns. Jetzt verrät der passionierte Filmer eine weitere Leidenschaft: Elektronische Musik. „Ich mache schon viele Jahre als „Schaltkreismeister“ Musik mit einem analogen Modular-Synthesizer“, sagt er. „Damit werde ich auch den Kurzfilm vertonen. Außerdem habe ich so einige Klingeltöne produziert, die jeder Unterstützer kostenlos herunterladen kann. Schon ab einem Euro.“

3333 Euro benötigt Guido Möller für seinen Film „Doggiiibag“

Eine wichtige Frage habe ich dann doch noch: Was, wenn nichts aus dem Projekt wird? „Dann bekomme alle Leute natürlich ihr Geld zurück“, sagt Guido. „Ich hoffe aber, dass wir das Geld für den Film verwenden können.“ Und wofür genau? „Da kommen viele Sachen zusammen. Catering, Drehgenehmigung, Equipment wie Scheinwerfer, Kameras, Stative und so weiter, eventuell Unterkunft für die Schauspieler und Komparsen sowie die Tiere – denn natürlich sollen im Film echte Hunde mitspielen.“

Alles Geld, das über die angestrebte Summe von 3333 Euro hinaus auf dem Spendenkonto eingehe, fließe zu 100 Prozent in den Film. „Ich verdiene nichts daran“, sagt Möller. „Je mehr Geld wir haben, desto exklusiver und hochwertiger kann der Film natürlich werden.“ So möchte er gern mit Drohnen arbeiten und kann sich vorstellen, zusätzliche Stunts oder sogar ganze Szenen in den Film einzubauen. Bis zum 27. Februar um 23.59 Uhr läuft die Spendenkampagne auf Nordstarter.de.

„Ich habe wahnsinnig große Lust, diesen Film zu machen und das geht nicht nur mir so“, sagt Guido Möller. Seine Augen leuchten. „Auch Helmut Zierl und die Leute, mit denen ich bereits darüber gesprochen habe, sind alle Feuer und Flamme für „Doggiiibag“. Deshalb möchte ich alle bitten, denen etwas an sauberen Gehwegen und an einer besseren Welt liegt: Unterstützt den Film, unterstützt das Projekt – und wenn es nur mit einem Euro ist.“

Die Crowdfundingkampagne

„Doggiiibag“ auf Facebook und im Web

Guido Möllers Homepage

Titelfoto: Marc Pettersen www.just-light.de

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