Vergangenen Sonnabend stattete der Weihnachtsmann den Kindern im Stadtteilprojekt Sonnenland in Billstedt einen Besuch ab. Bereits am ersten Adventswochenende richtete das Stadtteilprojekt das traditionelle Adventsfrühstück für die Familien im Sonnenland aus.
Im Erdgeschoss basteln die Kinder fleißig an Haltern für Teelichter in Sternenform. Es duftet nach Kaffee und frischem Kuchen. Schon seit der Mittagszeit hat die Frauengruppe alles für den besinnlichen Adventsnachmittag vorbeireitet. Unter dem festlich geschmückten Weihnachtsbaum liegt ein großer Stapel verpackter Geschenke. Bereits am Donnerstag hat die Frauengruppe Sonnenland fleißig Geschenke für die Kinder im Sonnenland verpackt. Gerade hat Jürgen Wolff allen noch eine Weihnachtsgeschichte vorgelesen, nun warten alle schon gespannt auf den Weihnachtsmann. Auch im ersten Stockwerk ist einiges los. Einige Kinder spielen am Tisch-Kicker. Die jüngeren sitzen in der weihnachtlich geschmückten Küche und basteln gemeinsam kleine Lebkuchenhäuschen mit viel Zuckerguss. Langsam verbreitet sich jedoch die Botschaft, dass der Weihnachtsmann bald kommt. Schnell haben sich unten alle versammelt und warten brav an den Tischen auf die Bescherung. Endlich ist es soweit. Der Weihnachtsmann ist da und begrüßt die Kinder herzlich. Einen Namen nach dem anderen liest er vor und verteilt die Geschenke. Für alle gab es ein Kinderbuch und etwas Schokolade. Nur die jüngste anwesende Sonnenländerin bekam ein großes Plüschpony.
Im Stadtteilprojekt Sonnenland engagieren sich drei Frauengruppen: Die „Dollen Deerns“, die „Aktiven Frauenzimmer“ und die Frauengruppe Sonnenland, die gleichzeitig die älteste der Gruppen ist. Schon seit 1977 gibt es die Frauengruppe Sonnenland. „Die ursprüngliche Idee war es damals, dass die Frauen Zeit haben, etwas für sich zu tun und unter sich zu sein“, sagt Jürgen Wolff, der das Stadtteilprojekt selbst noch aus Jugendzeiten kennt. Die Weihnachtsfeier wurde ursprünglich von den im Projekt angestellten Sozialarbeitern organisiert. Seit dem vor fünf Jahren jedoch die Mittel für die offene Kinder- und Jugendarbeit gekürzt wurden, richten die Frauengruppen die Weihnachtsfeier aus. Gelder gibt es seitdem nur noch für den Jugend- nicht aber für den Kinderbereich. Ausgeglichen wird dies durch das Engagement zahlreicher Ehrenamtlicher.
„Das Sonnenland ist wie ein Dorf“, sagt Jürgen Wolff und spielt damit nicht nur auf die gewachsenen Strukturen im Stadtteil an. „Nicht nur viele Hamburger, sondern auch Billstedter sehen das Sonnenland in einem negativen Licht. Viele waren leider noch nie hier.“ Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen, das ehrenamtliche Engagement, Ausflüge und Aktionen sowie das tägliche Programm finden nicht nur zu Weihnachten, sondern jeden Tag im Stadtteilprojekt Sonnenland statt.
Das Stadtteilprojekt Sonnenland gibt es seit 1967. Damals hieß es jedoch noch „Student hilft Rocker e.V.“. Mit der Zeit entwickelte sich daraus jedoch ein Projekt für die Kinder und Jugendlichen im Sonnenland. Das Ziel war es vor allem, auch die Eltern mit einzubeziehen. Die Bewohnergruppen, wie beispielsweise die Frauengruppen, gibt es auch heute noch. Im Stadtteilprojekt Sonnenland wird den Kindern und Jugendlichen ein Ort zum Austoben und kreativ sein angeboten. Beim Internetradio, bei der Band und beim Sport können die Kinder- und Jugendlichen zeigen was sie können. Aber auch eine Sozialberatung sowie eine Hausaufgabenhilfe werden angeboten. Trotzdem die meisten Angebote ehrenamtlich organisiert sind, gibt es viele Aktionen für die jungen Bewohnerinnen und Bewohner des Sonnenlandes. „Das Projekt ist vor allem deshalb außergewöhnlich, da es nicht aus der bürgerlichen Mittelschicht, sondern hier aus dem Stadtteil heraus belebt wird“, sagt Anatol Herold, der das Projekt selbst schon als Jugendlicher kennen gelernt hat. Mitten in der Billstedter Hochhaussiedlung, die oft als Problemstadtteil angesehen wird, ist das Stadtteilprojekt Sonnenland für viele Kinder, Jugendliche und Familien nicht mehr wegzudenken und manchmal – wie jetzt in der Weihnachtszeit – auch das Wohnzimmer der Sonnenländerinnen und Sonnenländer.
David Dev
22. Januar 2013 at 19:47
Ein sehr Schöner beitrag vielen Dank!!