Seit Anfang Oktober wohnt und studiert die Innsbruckerin Claudia (18) in Hamburg. Sie war noch nie zuvor so weit im Norden, sieht die Stadt also mit den Augen eines Neulings. Manches hat sie positiv, manches aber auch negativ überrascht…
„Wir haben im Süden halt schon g’wisse Vorurteile gegenüber den Norddeutschen. Der Prototyp ist der bierbäuchige Mann mit weißen Socken in Sandalen, der sich mit viel Mühe den Berg hochschleppt und dann erst mal bei drei Litern Bier entspannt“ erzählt die Österreicherin fröhlich. In Hamburg ist sie diesem Typ Mann noch nicht begegnet, findet aber ein anderes Vorurteil bestätigt: Die emsige Unruhe, die den Norddeutschen innewohnt und so ganz anders ist, als die Tiroler Gemütlichkeit. Während daheim eine Mahlzeit schon mal drei Stunden dauern kann, muss hier „immer alles ganz fix gehen“ findet sie.
Das „fix“ bei uns „schnell“ und nicht soviel wie „feststehend“ bedeutet, hat sie mittlerweile gelernt. Abgesehen von kleinen Bedeutungsvariationen bereitet ihr das Hochdeutsche keinerlei Probleme. Regelrecht entrüstet war sie daher angesichts der Frage einer Mitstudentin, ob die Österreicher ein eigenes Wörterbuch haben. „Da hab i mich a bissl vaoascht g’fühlt!“, lacht sie. Zeit für Heimweh hatte sie bisher nicht. Wenn sie nicht in der Uni ist, flaniert sie mit Freunden durch die Innenstadt. Besonders begeistert ist sie von Hafen und Landungsbrücken, die mit der Schiffskultur für sie Urbild von Hamburg darstellen. Und von den kleinen Fischlokalen, in denen noch Plattdeutsch gesprochen wird und man typische Hamburger Kost genießen kann. „Das ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe!“
Eine Überraschung erlebte sie am Hauptbahnhof, von dem sie durch die mediale Berichterstattung anfangs eine andere Vorstellung hatte. Sie vermied es, dort auszusteigen und fürchtete, „gleich von 500 Junkies angelabert“ zu werden. Doch fand sie schließlich einen gepflegten Bahnhof vor, an dem sie mittlerweile täglich umsteigt. Negativ überrascht war sie dagegen von der Uni. Größe und Anonymität der Hochschule machen ihr zu schaffen, da sie aus Innsbruck einen viel familiäreren Rahmen gewohnt ist. Und auch optische Mängel stellt sie fest: „In Hamburg gibt es so viele schöne Gebäude – da hat man sich an der Uni ja echt was gespart“. Aber noch ist nicht aller Tage Abend, findet sie. Man gewöhnt sich schließlich an alles. Und eine Weile ist sie noch hier – fest entschlossen, die Zeit zu genießen. Es erstaunt sie selbst, wie schnell sie sich eingelebt und vielleicht auch ein kleines bisschen in die Hansestadt verliebt hat. In die Weitläufigkeit, die langen Straßen und die schönen, großen Häuser. In Hafen, Elbe, Alster und die vielen Parks. „Hamburg ist so schön, so grün und voller Natur – da gehen mir die Berge überhaupt nicht ab!“
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