Auf und davon: Unsere Redakteurin Carolin Wendt hat den Bezirk, die Stadt und Deutschland hinter sich gelassen und entdeckt gerade Israel. Auf ihrem Blog schreibt sie über ihre Erlebnisse. Heute hat sie einen Kurzurlaub nach Jordanien gemacht und eines der „Neuen Sieben Weltwunder besucht“.
Höhe, Weite, Berge, Meer, Stille. Im Wasser sein und Wandern sind das Beste, das es gibt. Genau dafür haben wir uns ein paar Tage frei genommen, und sind nach Eilat ans Rote Meer und anschließend nach Petra in Jordanien gefahren. Nun sind wohl beide Orte die touristischsten, die die beiden Länder zu bieten haben. Damit hat sich der Punkt Stille erledigt. Der Rest, Höhe, Weite, Berge, Meer und Nachtbaden haben zu fünf wunderbaren Tagen geführt und einer Prise Abenteuer. Das begann mit dem Versuch aus Israel auszureisen.
Grenzübergang mit Schwierigkeiten
Grenzen: In der Negev-Wüste trennt ein klappriger Zaun Israel von Jordanien. Stundenlang fahren wir im Bus nach Eilat an ihm entlang. Im Süden gibt es einen Grenzübergang. Habe ich schon Mal einen Grenzübergang zu Fuß überschritten? Ich kann mich nicht erinnern. An dieses Mal werde ich mich erinnern. Denn die Israelis wollen mich nicht ausreisen lassen. Ich werde ausgefragt, was, warum und wie lange ich in Israel bin, und was ich nun in Jordanien möchte. Einer nach dem anderen kommt der eifrigen Besprechung auf Hebräisch bei. Mein Reisepass wandert von einer Hand in die nächste, und zu mir zurück. Ich sehe, wie die Frau einen Eintrag in den Computer tippt. Was auch immer, ich darf gehen. Wir betreten Niemandsland. Ein „Welcome to Jordan“- Schild ragt uns entgegen. Auf jordanischer Seite ist eine lange Schlange Touristen, das einzige, das uns willkommen heißt. Sie stehen entlang eines weißen Hauses, das einer Militärbaracke ähnelt. „Visa“ steht an einem der vergitterten Fenster. Ich gebe dem Visamann meinen Pass. In der einen Hand hält er eine Zigarette, mit der anderen stempelt er meinen Pass. Als der Beamte Tzachs blauen israelischen Reisepass sieht, gibt er ihn sofort zurück. Er kommt raus, zeigt geradeaus, hält vier Finger hoch: „Police“.
Wir gehen an den Wartenden vorbei zur Tür Nummer vier. Im Raum sitzen fünf Beamte. Sie fragen, was wir in Jordanien vorhaben. „Israelis aren’t allowed to enter Jordan without a guided group anymore.“, erklärt einer. Das sei eine neue Regelung, ein paar Tage sei sie alt. Sie suchen in unserem Tagesrucksack nach Campingutensilien. Und Überraschung, wir haben kein Zelt und Schlafsäcke in ihm versteckt. Dann unterhalten sich sie auf Arabisch, Hin und Her, bis einer sagt: „Go back. You can have a visa.“ Wir gehen zum Visamann. Der gibt Tzach trotzdem keines. Ein Guide kommt und übersetzt. Zusammen gehen er, der Visamann und Tzach nochmal zur Polizei. Dann klappt es.
Fahrt durch die Wüste mit Schildkröte
Nach Petra und dem kleinen Vorort Wadi Musa geht es mit einem Taxi. Einen Bus gäbe es wohl auch, aber wann und ob der fährt, das weiß niemand so genau. Das Taxi teilen wir uns mit einem irisch-deutschen Pärchen, Eimear aus Dublin und Michael aus Görlitz. Irgendwann sollen wir plötzlich Taxis und Fahrer tauschen. Zwei Stunden geht es auf dem Highway nach Norden. Nichts als Felsen, Sand, Steine und massive Berge umgeben die Straße. Zweimal halten wir, weil eine Ziegenherde die Straße überquert. Irgendwo im Nirgendwo steht ein Zelt. Wir halten an. Die einzige Person hier ist ein alter, schlanker Mann, der in ein Gewand gehüllt ist und uns fragt: „Tea, Tea?“. Wir setzen uns. Er kommt auf uns zu, und wie aus dem Nichts habe ich eine fette Schildkröte vorm Gesicht. Als ich zurück zucke, lacht er und setzt sie auf den Boden. Wir trinken den zuckersüßen Tee und beobachten die Kröten. Ein komisches Geschäft irgendwie. Auf dem Weg müssen wir noch einmal anhalten, Polizisten winken das Taxi zu sich. Der Fahrer steigt aus, zeigt irgendwelche Papiere, überreicht dann Geld. Ein Polizist kommt auf das Auto zu und mustert uns. Tzach hält er die Hand entgegen: „As-salamu alaikum. Kayfa halik?“, fragt der Beamte ihn auf Arabisch. Dann dreht er sich zum Taxifahrer und zurück zu Tzach „Ah, Israeli.“ Und geht.
Wadi Musa besteht wahrscheinlich nur wegen der Touristen und zu 90 Prozent aus Hotels und Restaurants. Trotzdem, ein bisschhen arabisches Flair gibt es auch hier – und unheimlich leckeres Essen. Drei Tage lang ernähren wir uns von Schaschlik, gegrillten Tomaten und Zwiebeln, Minitorten, Eis, Nüssen und Kernen. Viele laden zu Tee und Shisha ein, oder zumindest zu einem kurzen Gespräch. Die Preise für Essen und Trinken schwanken je nach Lust und Laune des Verkäufers in den Läden, um das meiste muss verhandelt werden.
Petra – Eines der Neuen Sieben Weltwunder, und ihre kleine Schwester
Wir sind vor allem wegen Petra gekommen. Was ist Petra, außer ein Frauenname? Es ist eine Felsenstadt aus der Antike. Petra hatte seine Blütezeit rund 300 Jahre vor Christus und war Hauptstadt der Nabatäer. Die Nabatäer haben sich die Felsen zu eigen und den Ort zu einer Oase, zum Handelszentrum und Umschlagsplatz für Karawanen aus Arabien, Indien, China und Syrien gemacht. Gewürze, Seide, Goldarbeiten, Perlen all das wurde hier transportiert. Dann kamen die Römer und die Nabatäer sind untergegangen. Petra wurde vergessen. Jahrhunderte lang war der Ort nur den Beduinen bekannt. In der westlichen Welt ist er zu einer Legende verblasst. Und dann, wer hat’s gefunden? Die Schweizer. Ein Schweizer ist 1812 auf einer Reise darauf gestoßen. Heute nun ist Petra UNESCO Weltkulturerbe, eines der „Neuen Sieben Weltwunder“, und man kann für 50 Euro Eintritt die Landschaft und die bisher ausgegrabenen Reste der Stadt (circa 20 Prozent sind bisher ausgegraben) bewundern.
„OK, that’s 90 Dinar for you.“, sagt der Mann am Ticketschalter. 90 Dinar entsprechen 90 Euro. „Each?“, frage ich. „Yes.“ Nein… Es wird uns erklärt, dass seit zwei Tagen neue Regeln gelten. Alle, die von Israel aus einreisen, müssen am ersten Tag 90 Dinar bezahlen. „If you come back tomorrow, we’ll charge 50 Dinar.“ Wir diskutieren. Bringt nichts. Da kommen Eimear und Michael. Ihnen wird das gleiche erzählt. Sie diskutieren. Bringt auch nichts. Ein Guide, dem die Regeländerung auch bis genau jetzt nicht bekannt war, kommt zu uns. Ihm scheint das ganze wirklich leid zu tun. Er empfiehlt uns mit dem Taxi für heute einen Ausflug nach Little Petra zu machen. Und nennt uns den realen Taxipreis. Wir handeln den Taxifahrer auf diesen Preis runter, und fahren zu viert nach Kleinpetra. Und wie es so ist, stellt sich Kleinpetra als das schönste Erlebnis hier heraus. Die Felsenstadt ist klein, und vor allem menschenleer. Wir staunen angesichts der in Stein gehauenen meterhohen Türen, Gräber, Höhlen und Treppen, klettern auf Felsen und genießen den Ausblick.
Ein Tag in der antiken Felsenstadt
Am nächsten Tag geht es nach Petra. Der Eingang zur Stadt ist eine fast zwei Kilometer lange Schlucht, „Siq“ genannt. Die vielfarbigen Felswände sind riesig, bis zu 80 Meter hoch. Man kann die Wasserkanäle, die in die Wände gehauen sind, erkennen. Sie sind Teil eines komplexen Wasserversorgungssystems, das Petra zur Oase werden ließ. Am Ende der Schlucht liegt „das Schatzhaus Khazne al-Firaun“, das wohl bekannteste Bauwerk Petras. Es ist ein 40 Meter hohes, königliches Felsengrab, das durch das mächtige, von Säulen umgebene Eingangstor besticht. Und dadurch, dass ein Held meiner Kindheit hier war: Indiana Jones. Es ist 8:30 Uhr und die Sonne brennt bereits. Wir gehen mehrmals vom Hauptweg ab auf einen der alternativen Wanderwege, die in die Höhe führen. Einer von ihnen ist der Weg der 1.000 Stufen, der zu einem Kloster führt. Die Mittagssonne brennt und der Weg macht seinem Namen alle Ehre. Erschwert wird er durch die Esel, die Touristen gegen Bezahlung hinauf, und häufiger entkräftete Touristen wieder hinab befördern. Nun nimmt so ein Esel meist die gesamten Stufen ein und hinterlässt auch gern so einiges. Die Ausgrabungsstätte Petra bietet genug, um hier einen ganzen Tag zu verbringen: Historische Tempel, Paläste in römischen, griechischen und lokalen Baustilen, Grabstätten, Reste eines römischen Amphitheaters, Reste des Marmorbodens, Kloster, Essen und Getränke.
Independence Day – zurück in Israel
Den dritten Tag verbringen wir am Küstenort Aquaba. Aquaba und Eilat waren einst derselbe Ort, bis die Briten kamen und es trennten. Heute sind über 40 Grad Celsius und ich fühle, die Hitze der Luft auf meiner Haut. In Israel ist Memorial Day. Heute und gestern gibt es dort wieder Sirenen, die den gefallenen und verwundeten Soldaten und Terroropfern gedenken. Am Abend passieren wir die Grenze. Dieses Mal warte ich nur eine halbe Stunde, bis ich meinen Pass wiederbekomme. Und die wirklich netten Grenzbeamten stempelt mir ein neues Visum. Wie schon auf dem Hinweg fahren wir per Anhalter nach Eilat. Mit Sonnenuntergang endet der Memorial Day und der nächste Feiertag beginnt: Independence Day. Feuerwerke, Bühnen, Musik, und tausende Kinder tummeln sich in dieser Nacht auf der Promenade in Eilat.
Ihr habt den Anfang von Caros Reise verpasst? Hier könnt ihr nachlesen, was sie bisher erlebt hat.
Hier geht´s zu Caros Blog.
Fotos: Carolin Wendt
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