Während am Wochenende in Wilhelmsburg das MS Dockville gefeiert wurde, kamen am Samstag auf dem Großmarkt auch Metalfans auf ihre Kosten – zum zweiten Mal rockte hier das Elbriot-Festival.
Von Eike Cramer
Am Samstag pilgerten zum zweiten Mal mehr als zehntausend Metalfans zum Hamburger Großmarktgelände, um die Größen der harten Musik beim Elbriot-Festival in der Hansestadt zu begrüßen. Ähnlich wie beim seit Jahren in Münster etablierten Vainstream Rockfest, bietet Veranstalter Kingstar Music einen Tag lang Bands verschiedener Stilrichtungen der harten Musik. Als Headliner waren die Schweden-Deathmetaller Amon Amarth und die aus Oakland stammenden, modernen Metal-Legenden Machine Head angekündigt. Auch das Programm am Nachmittag und frühen Abend hatte unter anderem mit August Burns Red, A Day To Remember aus Ocala, Florida, den australischen AC/DC-Nachfolgern Airbourne und den Rocklegenden von Life of Agony einiges zu bieten.
Ärger am Einlass
Der Festival-Tag begann allerdings eher ärgerlich: Durch die Verlegung des Eingangs in die Nähe der Deichtorhallen wurde der Einlass zu einer echten Nervenprobe. Anstatt sich wie im letzten Jahr auf die breiten Durchgänge an der Amsinckstraße zu verlassen, die einen flüssigen und stressfreien Einlass ermöglichten, stauten sich die Besucher am Stadtdeich, da zu wenige Schleusen zur Verfügung standen. Aus diesem Grund verpassten viele Festivalbesucher auch die As I Lay Dying-Nachfolgeband Wovenwar. Die Band formierte sich nach der Verurteilung von Ex-Sänger Tim Lambesis und spielt Metalcore, der stark vom klassischen Metal beeinflusst ist. Immerhin: durch eine Umstrukturierung des Festivalgeländes und deutlich besser verteilte Bierstände, wurde die aus dem letzten Jahr bekannte Knappheit des kühlen Gerstensaftes vermieden.
Als nächstes traten die aus Pennsylvania stammenden August Burns Red auf die Bühne am Großmarkt und schwangen bei mitunter heftigen Schauern die moderne Metal-Abrissbirne. Die christliche Band spielt kompromisslosen, harten Metalcore und animierte das Publikum mit ihrer überzeugenden Show bereits zu dieser frühen Uhrzeit zu körperlicher Betätigung vor der Bühne. Auch die deutschen Metalcore-Granden Caliban, die kurzfristig für die ausgefallenen Of Mice & Men eingesprungen waren, konnten mit toller Bühnendeko zu ihrem aktuellen Album Ghost Empire sowie einer guten Setlist trotz heftiger Schauer Punkte beim Publikum machen.
Dann folgte ein Rocklegenden-Doppelschlag: Die Psychodelic-Rocker von Graveyard und die Hardrockband Life of Agony faszinierten mit ihren routinierten Shows vor allem die Fans älteren Semsters im Publikum. Vor allem Mina Caputo, vormals Keith Caputo, der sich 2011 transsexuelle outete, sorgte für Begeisterung. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass es im scheinbar so harten und testosteronschwangeren Rock-Business so viel Toleranz für alternative Lebensweisen gibt.
A Day To Remember lieferten mit der Mischung aus melodischem Hardcore und Pop-Punk wohl eines ihrer besten Konzerte der letzten Jahre ab. Die Band ist gerade mit ihrem fünften Album Common Courtesy auf Tour und besonders die neuen Songs Sometimes You’re The Hammer, Sometimes You’re The Nail oder Right Back At It Again kamen beim jungen Publikum ziemlich gut an. Natürlich durften aber auch Klassiker wie The Plot To Bomb The Panhandle oder The Downfall Of Us All nicht fehlen. Ein sehr starker und energetischer Auftritt der US-Amerikaner.
Auch Airbourne wissen wie es geht: Mit ihrem groovenden vier-viertel-Rock á la AC/DC lieferten sie eine mitreißende, klassische Rockshow im strömenden Regen – natürlich inklusive oberkörperfreiem Sänger, riesigen Verstärker-Wänden auf der Bühne und langen Gitarrensoli in Songs mit so klangvollen Namen wie Black Dog Barking oder Girls in Black. Sex, Beer & Rock’n’Roll – mit Bands wie Airbourne lebt der klassische Hardrock-Geist auch 2014 weiter.
Die Headliner: Deathmetal und Pyroshow
Die Deathmetal-Wikinger von Amon Amarth fuhren als erster Headliner des Abends dann so richtig auf: Riesige Drachenschädel auf der Bühne, eine furiose Feuer- und Pyroshow und natürlich harte Klänge. Die Mannen um Sänger Johan Hegg lieferten eine gute Mischung aus neuen und alten Songs. Guardians of Asgard, Pursuit of Vikings oder Death In Fire liefern unter anderem eine mythische Verlärung von brutalen Eroberungsfeldzügen der Wikingerhorden im Mittelalter und beschäftigen sich mit der nordischen Mythologie. Der Donnergott war der Band entsprechend gewogen und so blieben die Schweden von heftigerem Regen verschont.
Zum Abschluss betraten die modernen Legenden von Machine Head die Bühne und zeigten wieder einmal, dass sie zu Beginn ihrer Karriere der Musikwelt um Jahre voraus waren. Selten klang ein vierzehn Jahre alter Klassiker (The Blood, The Sweat, The Tears) so aktuell. Die gelungene Mischung aus alten und neuen Songs, die große Spielfreude und natürlich der einmalige Charme von Frontmann Robert Flynn machten aus dieser Show einmal mehr einen magischen Moment. Machine Head live ist nach wie vor ein absoluter Gänsehaut-Garant.
Das Elbriot 2014 war, trotz der Probleme am Einlass ein Erfolg – und ein weiterer Schritt zur Etablierung eines Metalfestivals in der Hansestadt. Eine tolle, friedliche Atmosphäre, die großartige Mischung der Acts sowie die durchdachte Strukturierung des Festivalgeländes haben bei vielen bereits Vorfreude auf nächstes Jahr geweckt. Kingstar Music arbeitet derzeit laut eigener Aussage an der Planung für 2015 – hoch die Pommesgabeln!
Fotos: Marco Sensche
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