Die Finanzbehörde plant den Abriss der denkmalgeschützten City-Hochhäuser nahe dem Hauptbahnhof. Für unseren Redakteur Dominik Brück eine schallende Ohrfeige für den Denkmalschutz an sich.
Ja, die City-Hochhäuser sind verdammt hässliche Klötze, die so gar nicht zwischen die Kontore und Kaufmannshäuser passen, für die Hamburg bekannt ist. Bleiben müssen die in den 1950ern erbauten Gebäude trotzdem. Alles andere würde den Denkmalschutz, um den es in Hamburg sowieso nicht gut bestellt ist, noch bedeutungsloser werden lassen. Dass die Stadt auf Dauer nicht jedes Denkmal erhalten kann, ist verständlich. Allein den finanziellen Aufwand würden die klammen Kassen im Rathaus kaum verkraften. Es muss jedoch für jeden Einzelfall gut begründet werden, warum der Erhalt eines denkmalgeschützten Gebäudes abgelehnt wird. Gerade im Fall der City-Hochhäuser ist die von der Finanzbehörde angeführte Begründung für einen Abriss mehr als dürftig – sie ist eine schallende Ohrfeige für den Denkmalschutz in Hamburg.
Es kann nicht nur schöne Denkmäler geben
Das erste Argument, das von vielen Befürworten eines Abrisses angeführt wird, können die meisten Hamburger sicher teilen: Die City-Hochhäuser sind aus heutiger Sicht nicht das, was man sich unter einem ästhetischen Anblick vorstellt. Gerade bei den grauen Klötzen am Hauptbahnhof lohnt jedoch ein zweiter Blick: Ursprünglich waren die Gebäude mit weißen Keramikplatten verkleidet, die graue Verkleidung der Fassade wurde erst in den 1970ern über die Originalfassade gebaut. Da die weiße Verkleidung noch immer unter dem grauen Eternit liegt, wäre es sogar denkbar, dass eine Sanierung der City-Hochhäuser diese wieder in ihrem ursprünglichen Glanz erstrahlen lässt. Doch auch ohne eine Verschönerung der Fassade, darf Ästhetik bei der Beurteilung eines Denkmals keine Rolle spielen. Damit der Denkmalschutz seiner Aufgabe gerecht wird, kann es nicht nur schöne Denkmäler geben.
Alles andere würde den Denkmalschutz untergraben und fast bedeutungslos machen. Denn wer sagt, dass alles was wir heute als schön empfinden auch noch in 50 Jahren diesen Ansprüchen gerecht wird? Genauso kann alles, das nicht unseren ästhetischen Ansprüchen genügt, bei einem Wandel des Zeitgeistes wieder als schön gelten. Zudem ist die Beurteilung eines Bauwerks nach optischen Gesichtspunkten eine äußerst subjektive Sache. Würde ich den Abriss aller Gebäude und Denkmäler fordern, die mir nicht gefallen, hieße es sofort tschüss Bismarckdenkmal, auf Wiedersehen Europapassage und weg mit den Tanzenden Türmen.
Denkmäler dürfen nicht Profiten zum Opfer fallen
Ein ebenso schlechtes Argument für den Abriss von Denkmälern ist der erwartete Profit. Es ist dem historischen Wachstum der Stadt geschuldet, dass viele denkmalgeschützte Gebäude heute in einer Lage liegen, die Investoren und der Stadtkasse bei einer entsprechenden Bebauung hohe Profite verspricht. Doch wollen wir wirklich das Erbe unserer Stadt der Rendite opfern? Kann man den Wert eines historischen Zeugnisses aus Stein überhaupt mit Geld aufwiegen? Ich denke nicht. Dennoch findet man immer wieder Beispiele, bei denen der Denkmalschutz ausgehebelt wurde, nicht weil die Sanierung eines Gebäudes zu teuer war, sondern weil der Abriss ordentliche Profite versprach. Nicht selten lässt man Denkmäler dann solange verfallen, bis ein Abriss unvermeidbar ist. Sollten die City-Hochhäuser also abgerissen werden, weil die Finanzbehörde damit die Stadtkasse füllen will, wie der NDR berichtet, wäre es ein weiterer schwerer Schlag für die Bemühungen aller Denkmalschützer.
Die Alternative darf nur ein Denkmalschutz sein, der die historische Bedeutung eines Bauwerkes als Maßstab nimmt und rechtzeitig die Möglichkeiten für die Sanierung von Denkmälern prüft, bevor diese zu stark beschädigt sind. Im Fall der City-Hochhäuser ist es noch nicht zu spät den ursprünglichen Glanz vergangener Tage wieder herzustellen. Über die historische Bedeutung dieser Hochhäuser, die zu den ersten in der Hamburger Innenstadt zählen, dürfte es kaum Diskussionen geben. Denn: Der Wert solcher Bauwerke für zukünftige Generationen kann mit den erwarteten finanziellen Gewinnen kaum aufgewogen werden.
JPH
22. Juli 2014 at 22:31
Fassade in Originaloptik wiederherstellen – leider nicht in original Leca möglich -. 2 türme zu Wohnungen umbauen und Passage mit glücklichen Leuten füllen und gut ist.
Roberto
30. Juli 2014 at 15:48
Genauso JPH. Obdachlosenheime quellen über. Kein Platz für Flüchtlinge. Keiner findet ne bezahlbare Wohnung. Da hat die Stadt schon Eigentum und nutzt es nicht. Schweinerei! Alles verkaufen, verkaufen, verkaufen. Aber ja kein Geld abgreifen bei denen die zuviel haben. So nicht. NEIN! Ich zieh nach der Sanierung gerne ein.
Erich
27. Juli 2014 at 18:40
Ob sich eine Stadt wie Hamburg, solche Häuser noch leisten kann, egal was es denn kostet,
um sie dann zu bewahren !! Es ist alles Zwiegespalten, erhalten oder nicht erhalten, das ist hier nicht die Frage !! Soll man sich es leisten, oder soll man es sich nicht leisten, das ist hier die Frage ?? So lange wir im Bezirk-Mitte nicht wissen, was es denn kosten soll, wenn sie denn stehen bleiben, dann könnten wir ja noch mal drüber diskutieren !! Das sie keine Schmuckkästchen sind, wissen wir alle, aber sie sind aber auch über 60 Jahre alt !! Und wer weiß, wie man vor 60 Jahren gebaut hat, der weiß dann auch, was alles so fehlt !! Hier muß man erst ein mal abwarten, was das denn kosten soll, wenn sie saniert werden sollen !! Das Abriß und Neubau immer billiger ist, das ist das Problem dieser Häuser !! Die Esso – Häuser stehen ja auch nicht mehr, und keiner weint diesen keine Träne nach !! Es kann nur alles besser werden, statt teurer !!
Jens M.
31. Oktober 2014 at 10:45
Zwei Hinweise dazu:
1. Die Esso-Häuser waren akut einsturzgefährdet – ein wesentlicher Unterschied.
2. „Das[s] Abriß und Neubau immer billiger ist, das ist das Problem dieser Häuser…“ – das stimmt so pauschal einfach nicht. Es gibt Berechungnen, denen zufolge jeder Euro, den man in den Erhalt und Sanierung von Baudenkmälern steckt, eine Wertschöpfung von drei Euro hat. Dass trotzdem so viele Baudenkmäler abgerissen werden – oft nach einem langwierigen, kalkulierten Vergammeln-Lassen – liegt meist an dem hohen Wert der Grundstücke, auf dem diese Bauten stehen. Es sind vor allem die Grundstücksspekulationen, die das Ex-und-Hopp so lukrativ erscheinen lassen.
Derzeit wird in Hamburg viel abgerissen und neu gebaut. Die Stadt ist dadurch nicht unbedingt schöner geworden – aber teurer. Den Mietenspiegel kann man als Mieter nur noch mit starken Beruhigungsmitteln ertragen.
Niemand hat bisher Konzepte zur möglichen Umwidmung der City-Hof-Hochhäuser vorgelegt, geschweige denn seriöse Berechungen dazu. Dass bei städtischen Behörden noch nicht einmal darüber nachgedacht wird den eigenen Denkmalschutz ernst zu nehmen: Sorry, dann schafft doch gleich den Denkmalschutz und die zuständige Behörde ab! Vorteile: Man bräuchte den Kollegen dort nicht dauernd öffentlich in den Rücken zu fallen und könnte zudem Michel und Rathaus zwecks besserer Grundstücksverwertung plattmachen.
Martin Lüders
6. November 2015 at 13:52
Einmal eine Führung mitmachen und schon versteht man den Sinn der Gebäude und ihre Wichtigkeit.
Wenn Sie zu Wohnungen umgewandelt werden würden, wäre ich einer der ersten, der dort einziehen würde