Hamburg hat eine neue Bürgerschaft gewählt – und Olaf Scholz triumphiert. Mit fast 46 Prozent hat die SPD die Wahl für sich entschieden. Es ist ein Ergebnis, das wenig überrascht und doch polarisiert. Wie hat das Netz auf den Ausgang der Wahl 2015 reagiert? Eine Twitter-Schau.
Die SPD geht als stärkste Partei aus der Bürgerschaftswahl hervor, hat jedoch die absolute Mehrheit verloren. Eines ist sicher: Überraschend ist dieser Wahlausgang nicht. Bereits in den letzten Prognosen und Wählerumfragen vor der Wahl zeichnete sich der Sieg für die Sozialdemokraten ab, während die CDU bereits vorab mit Bangen auf die Bürgerschaftswahl schaute. Und so fielen die ersten Reaktionen am Wahlabend – abgesehen von der erwartungsgemäßen Euphorie vieler Genossen – eher lapidar aus.
Wer SPD wählt, tut dies vor allem wegen Olaf Scholz. Der personenzentrierte Wahlkampf hat bei den Wählern offenbar den erwünschten Effekt erzielt: Vom „Scholz-Effekt“ ist die Rede – vieldiskutiert dabei: Die vermeintliche Ähnlichkeit zwischen Scholz und Bundeskanzlerin Angela Merkel – zumindest, was das Charisma betrifft.
#Scholz ist für die #SPD wie Helmut Schmidt. Macht gute Arbeit, fährt gute Ergebnisse ein. Aber lieben werden wir ihn nie. #hhwahl
— Björn Schiller-H. (@BjoernSchillerH) February 16, 2015
Vor 10 Jahren hat man Angela Merkel ähnlich viel Charisma zugeschrieben wie heute Olaf #Scholz #hhwahl2015 #hhwahl #Scholzomat — Thorsten Mumme (@ThorstenMumme) February 16, 2015
Diese #scholz – #merkel Vergleiche sind schon ziemlich abwegig. Scholz setzt einen Kurs, Merkel wartet ab, woher der Wind weht. #hhwahl — Gert-Uwe Mende (@GertUweMende) February 16, 2015
Dass die SPD wie bereits 2011 als klarer Sieger aus der Wahl hervorgeht, rief auch Unverständnis hervor: Die Einrichtung der umstrittenen Gefahrengebiete im Januar 2014, die Debatte um Grundrechte, Polizeigewalt und Kontrollen von Flüchtlingen sind vielen Usern immer noch im Gedächtnis.
#Hamburg vergisst zu schnell.. Wir brauchen viel mehr Gefahrengebiete. #Scholz #HHWahl — WolfRam (@WoGaHa) February 16, 2015
mit dem #gefahrengebiet hat scholz #cdu wähler in abgeangelt – sehr subtil doch effektiv ( und sehr traurig) #hamburg #hhwahl — django (@cherubimu) February 6, 2015
ich verstehe ja, dass die #SPD sich freut, aber jetzt gleich von „SPD kann Kanzler“ zu träumen halte ich für mindestens bizarr #hhwahl — Ines Pohl (@inespohl) February 15, 2015
Die Christdemokraten sind die großen Verlierer der Wahl. Spitzenkandidat Dietrich Wersich war die Enttäuschung anzumerken – ebenso wie vielen Parteianhängern. Ob die Niederlage der CDU jedoch Aufschluss über einen möglichen bundespolitischen Trend gibt, scheint jedoch unsicher.
Sieht so aus als würden nicht nur der HSV in Hamburg bald zweite Liga spielen. Die CDU steigt auch ab. #FCBHSV #wahlhh #hhwahl — Andrea Hertl (@andreahertl) February 16, 2015
@petertauber im @ZDF: „Wenn man #HSV-Fan oder #CDU-Anhänger ist, war das ein bitteres Wochenende.“ Für mehr Humor in der Politik! #hhwahl — Hannes Steffen Henn (@HannesHenn) February 15, 2015
Auch der Absturz der #CDU in Hamburg hat kein bundespolitisches Signal. Es ist und bleibt eine Regionalwahl. #hhwahl #lasttweet — Fabian Keppler (@KepplerStobrawe) February 16, 2015
Die FDP kann sich wieder in einem Landesparlament behaupten und kehrt zurück in die Bürgerschaft. Mit einer Analyse für den plötzlichen Wahlerfolg der Liberalen sind viele User schnell bei der Hand. Immer wieder Thema: Das „Beine-Gate“ und damit die Frage, ob es das Spiel mit den weiblichen Reizen war, das Spitzenkandidaten Katja Suding zum Erfolg verhelfen sollte. Der Grünen-Politiker Jörg Rupp aus Baden-Württemberg sorgte inmitten der Debatte mit einem Tweet für Wirbel, der für seine Wortwahl sogleich harsch kritisiert wurde. Später entschuldigte Rupp sich mehrmals für die verbale Entgleisung.
muss man sich mal vorstellen: mit Titten und Beinen anstatt Inhalten. #fassungslos #fdp — Jörg Rupp (@JoergRupp) 15. Februar 2015
#HHWahl: ARD-Reporter zu Katja Suding: „Nach einem beinharten Wahlkampf haben Sie es geschafft …“ Jaja, ARD, Katja Suding und Beine … — Marc Wickel (@verwickeltes) February 15, 2015
#FDP ist immer dann erfolgreich, wenn sie möglichst wenig von den eigenen Inhalten in den Mittelpunkt stellt. #hhwahl — Emmanuel Kunz (@EmmanuelKunz) February 16, 2015
Seit gestern abend höre ich gar keine Totenglöckchen mehr, dafür sehe ich viel Sexismus und Galle in meiner Timeline. #hhwahl #fdp — Christian Krauss (@chkrau) February 16, 2015
Ein weiterer großer Gewinner der Wahl ist die Partei Die Linke. Sie konnte mit dem zentralen Wahlkampfthema „Soziale Gerechtigkeit“ punkten und gewann 10.000 Wähler dazu – wurde aber in einigen Medien dennoch ignoriert.
Sehr schön, in Sankt Pauli ist DIE #LINKE stärkste Partei geworden! #hhwahl — Niema Movassat (@NiemaMovassat) 15. Februar 2015
#Hamburg ist für @dieLinke inzwischen eine Bank. Selbstverständlich ist @DieLinke_HH in der Bürgerschaft #hhbue15 #hhwahl @Torsten_Weil
— Steffen Twardowski (@STwardowski) 15. Februar 2015
Über die Linke wird kaum berichtet. Dabei hat keine der Parteien, die bisher in der Bürgerschaft waren, mehr Prozentpunkte gewonnen. #hhwahl — M. A. M. Kaufmann (@mamkaufmann) February 16, 2015
Olaf Scholz ist nach vier Jahren Alleinregierung auf einen Koalitionspartner angewiesen. Dass eine Zusammenarbeit mit den Grünen nahe liegt, war bereits während des Wahlkampfes kein Geheimnis und immer wieder Gesprächsthema. Und die Erwartungen an die GAL sind hoch.
Wenn #Scholz sagt: „…werden so weitermachen wie bisher“, freuen sich #Grüne sicherlich gleich noch mehr auf die Verhandlungen. \o/ #hhwahl — Tim Schmuckall (@TimSchmuckall) February 16, 2015
Abseits aller politischer Differenzen herrschte im Netz in einem Punkt Einigkeit: Die geringe Wahlbeteiligung ist bedrückend – viele deuteten darin ein Warnzeichen für das demokratische System und zweifelten gar die Legitimität der Wahl an. Über den hohen Anteil an Nichtwählern zeigten sich viele User geradezu erbost.
Vor #hhwahl kündigten @GRUENE_Hamburg Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum #floragate an: http://t.co/kFHYfIkXfe Bleibt es dabei? — Mietenwahnsinn.de (@wohnraum_hh) February 16, 2015
Erst nich wählen, aber dann meckern. Ihr tretet das Wahlrecht mit den Füßen. Unglaublich! Es müsste eine Wahlpflicht geben! #hhwahl — Frida Eule (@FridaEule) February 16, 2015
Die niedrige Beteiligung bei der Wahl in HH ist alarmierend. Wir brauchen neue, moderne Konzepte, um Menschen wieder zu motivieren. #hhwahl — Ion Linardatos (@IonLinardatos) February 16, 2015
Tweet an 45% wahlberechtigte Nicht-Wähler in Hamburg: Vielen Dank für den AfD-Mist! Echt ne Schäm-Quote #hhwahl — Tobias Holtkamp (@Rune4) February 15, 2015
Wer nicht Wählen geht hat kein Recht sich über das Ergebnis zu beklagen. Ihr hattet die Chance! #hhwahl — Bella (@flowerxbella) February 15, 2015
Die geringe Wahlbeteiligung spielt nicht zuletzt der rechtspopulistischen AfD in die Hände. Das Hamburger Landesparlament ist das erste westdeutsche Parlament, in dem sich die „Alternative für Deutschland“ Sitze sichern konnte. Für viele User ist der Einzug der Rechtspopulisten in die Bürgerschaft ein echter Aufreger:
Jetzt hat sich das wunderbare Hamburg auch die #AfD Seuche eingefangen. Wünsche gute Besserung! #hhwahl — moriarty (@andiheimann) February 16, 2015
Die AfD kann dann in Hamburg gerne die Rolle der Schill-Partei übernehmen. Nämlich, sich möglichst schnell zu zerlegen. #hhwahl — Fraeulein Bruenett (@Frl_Bruenett) February 15, 2015
HH Mitte
16. März 2015 at 11:36
Die FDP steht für mehr Bildung? Erzählen Sie das einer alleinerziehenden Mutter mit 3 Kindern!