Unter dem Motto „Aufruhr“ finden bis zum 8. Februar die „Lessingtage 2015“ im Thalia Theater statt. Das Theaterfestival wagt einen Blick auf die Krisenherde der Welt.
Bereits zum sechsten Mal finden die Lessingtage im Thalia Theater statt, um den Leitgedanken von Gotthold Ephraim Lessing fortzuführen, verschiedene Kulturen und Religionen zu verbinden. In den internationalen Gastspielen zeigen die Regisseure und Schauspieler, was sie in ihren Ländern bewegt und stellen die gegenwärtige Situation künstlerisch dar.
Die ideale Stadt
Eröffnet wurden die Lessingtage am Sonntag mit einer Rede über das Verhältnis zwischen der Gestaltung einer Stadt und sozialen Spannungen. „Wir brauchen mehr öffentliche Räume, in denen Menschen ihre Verschiedenheit ausleben können“, sagte der Kultursoziologe Richard Sennett. Er stellte dem Begriff der Grenze dem der Abgrenzung gegenüber: Ähnlich wie bei einer Zelle und ihrer Membran wären in einer idealen Stadt Infrastruktur und Gebäude so gestaltet, das unterschiedliche Gruppen trotz verschiedener Interessen ständig in Kontakt miteinander stehen. So könnten Konfliktherde zwar nicht gänzlich befriedet, Eskalationen aber minimiert und dauerhaft Toleranz geschaffen werden, meint Sennett.
Einige Höhepunkte des Programms gibt es hier für euch im Überblick:
Die ‚Lange Nacht der Weltreligionen‘
“Dementia“
“Kinder|Soldaten“
Wie entsteht Gewalt? Und was hat das Thema Kindersoldaten mit uns zu tun? Ausgehend von Interviews mit nach Deutschland geflüchteten Kindersoldaten hat Regisseur Gernot Grünewald einen Abend entwickelt, der unter die Haut geht.
In mehrmonatiger Probenzeit hat er sich mit einer Gruppe Bremer Kinder und Jugendlicher mit der fernen Lebensrealität afrikanischer Jugendlicher vertraut gemacht, die in unterschiedlichsten Kriegen als Kindersoldaten missbraucht wurden. In der beeindruckenden Aufführung stehen nun Bremer Kinder als Stellvertreter Gleichaltriger aus Afrika auf der Bühne und lassen den Zuschauer miterleben, wie Kinder zu Opfern werden, indem man sie zu Tätern macht. Wer das Bremer Gastspiel sehen möchte, hat dazu am 27., 28. und 29. Januar jeweils um 19 Uhr im Thalia in der Gaußstraße die Gelegenheit.
“Late Night“
“El Djoudour“
Bereits im letzten Jahr war Abou Lagraa mit seiner Arbeit “NYA“ während der Lessingtage zu Gast. In “El Djoudour“, seiner jüngsten Arbeit, die übersetzt “Wurzeln“ bedeutet, untersucht er zusammen mit 14 algerischen und französischen Tänzern die Rolle des menschlichen Körpers in der muslimischen Kultur. In einer Mischung aus Zartheit, Bescheidenheit und Respekt vor der Privatheit des Körpers einerseits und einer Frustration über die Trennung der männlichen und weiblichen Körper im öffentlichen Raum andererseits, erzählt Lagraa einen ungeheuren Bogen der menschlichen Beziehungen. Zu sehen ist die Choreographie am Donnerstag, 5. Februar und am Freitag, 6. Februar jeweils um 2o Uhr.
“Eine (mikro)ökonomische Weltgeschichte, getanzt“
Um zu erforschen, wie sehr wirtschaftliches Denken unseren Alltag bestimmt, waren drei Jahre lang Einwohner der Pariser Vorstadt zu Schreibworkshops eingeladen. Aus persönlichen Texten über die Angst vor der Krise entwickelte der französische Theaterkünstler Pascal Rambert mit demWirtschaftsphilosophen Éric Méchoulan einen Theaterabend, an dem die Bürger ihre Texte vortragen und Einblicke in unterschiedlichste ökonomische Systeme geben. Nach der Premiere bei den Lessingtagen am Montag, 26. Januar, wird die ökonomische Weltgeschichte am Dienstag, 10. Februar, sowie am Mittwoch, 11. Februar, im Thalia Theater gezeigt. Los geht es jeweils um 20 Uhr.
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