Der Hauptbahnhof teilt Hamburg in zwei Welten: Auf der einen Seite befindet sich St. Georg, ein liebevoller und gemeinschaftlicher Stadtteil – auf der anderen Seite das blanke, kalte Herzstück Hamburgs.
Von Ansgar und Maximilian
Kalte, blanke Böden und gläserne Neubauten. Überall riesige Kaufhäuser und Geschäfte. Fast niemand wohnt hier. Am Tag überfüllt und in der Nacht wie ausgestorben – die Hamburger Innenstadt. Alles wird vom Gewerbe geleitet und geschieht in ihrem Interesse. Auch wenn es nicht so scheinen mag, die Innenstadt ist ein Niemandsland, welches nur tagsüber von den Geschäften genutzt wird, um zu teure Kleidung und Markenartikel zu verkaufen. Die Straßen sind blank aber suchst du eine Sitzgelegenheit – Fehlanzeige! Dies hat einen einfachen Grund: Das Gewerbe will nicht, dass sich Obdachlose ansiedeln, Opfer ihrer gnadenlosen Marktwirtschaft. Auf den neonfarbenen Werbetafeln sitzen Tauben. Immerhin gibt es einen Platz für diese.
Das Wohnen fällt in dieser Gegend schwer, doch geht man nur ein paar Meter weiter, erscheint ein schmutziger Lichtblick: St. Georg. Auch hier sitzen Tauben. Doch man erkennt sofort Unterschiede zur Innenstadt. Diese beiden Welten werden von einem Gebäude getrennt: Dem Hamburger Hauptbahnhof. Genauer gesagt Gleis sechs.
Häuslich und relativ voll. Ein bisschen schmuddelig, aber voller kleiner schöner Imbisse und liebevoll geführten Gemüseläden. Gemeint ist der Stadtteil St. Georg. Dieser Stadtteil hat das Leben nicht verloren. Hier leben Menschen. Es ist nicht alles auf dem neuesten Stand und einige Häuser hätten einen neuen Anstrich nötig – aber den Einwohnern gefällt es. Viele außergewöhnliche Läden quetschen sich Mauer an Mauer aneinander, indische Supermärkte, Shisha -Bars und zahlreiche Kneipen. An der Schönheit St. Georgs mag zu zweifeln sein, doch wenn man unter die Graffitifassade schaut, lässt sich oft ein ansehnliches Haus erkennen. Spielplätze, Wohnhäuser, wo findet man so etwas in der Innenstadt? Abends kann man heiteres Lachen in den Bars und Clubs der Langen Reihe vernehmen.
Obwohl diese Stadtteile so dicht beieinander liegen sind sie so unterschiedlich.
Den Tauben ist es egal, sie sitzen überall. Doch wir sind keine Tauben. Sicher, die Innenstadt ist zum Einkaufen geeignet, aber wenn man sich einen Ort zum Leben sucht, an dem das Miteinander zählt, wo man es aushalten kann und in dem gute Gemeinschaft und Lebensfreude noch nicht verloren sind, sollte man den guten alten traditionsreichen und schön schmuddeligen Stadtteil St. Georg bevorzugen.
Titelbild: IqRS at de.wikipedia (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-2.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons
Fotos im Text: Max
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