Stadtgespräch

Graffitis von OZ: Ist das Kunst oder kann das weg?

Stadtgespräch
Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

Nach dem Tod des bekannten Sprayers OZ wird über den Erhalt seiner zahlreichen Graffitis diskutiert. Streit gibt es dabei nicht nur über den künstlerischen Wert der Streetart.

Walter Josef Fischer, besser bekannt unter dem Pseudonym OZ, ist in der Nacht zum 26. September 2014 gestorben. Der Tod des 63-jährigen Sprayers war ebenso tragisch wie symbolisch: Mit der Spraydose in der Hand wurde OZ von einer S-Bahn erfasst, als er sein Markenzeichen, einen Smiley, in der Nähe der Gleise sprühen wollte. Über seine Werke, die an den unterschiedlichsten Stellen der Stadt zu finden sind, wird jetzt diskutiert. Eine Petition an die Bürgerschaft fordert die Graffitis von OZ zu erhalten. „Seit 30 Jahren veränderte OZ das Stadtbild in Hamburg. Er hat es verdient, dass seine Kunstwerke geschützt werden“, erklärt Holger Krupp, der die Petition ins Leben gerufen hat.

Kunst vs. Schmiererei

Die Bilder von OZ gehörten zu Hamburg wie der Michel und die Elbe, heißt es im Text der Petition, die online bereits mehr als 2000 UnterstützerInnen gefunden hat. Insgesamt 10.000 virtuelle Unterschriften sind nötig, damit sich die Bürgerschaft mit dem Antrag befassen muss.  „Es müssen natürlich nicht alle Smileys geschützt werden. Aber ein oder auch zwei größere Werke haben es verdient, dass sie länger bestehen bleiben. Besonders, wenn es ansonsten kahle, graue Mauern wären“, sagt Krupp.

Das sehen nicht alle so: Auf der Debattenseite der Online-Petition finden sich auch Stimmen, die OZs Graffitis als Schmierereien kritisieren, die man entfernen sollte anstatt sie zu schützen. Darüber hinaus wird darüber diskutiert, ob man den Straftatbestand der Sachbeschädigung durch einen Schutz für Graffitis legitimieren würde. Dieses Problem sieht Krupp nicht: „Ich denke nicht, dass andere Sprayer durch die Petition animiert werden zu sprayen.“ Ein Kommentar wirft allerdings eine ganz andere Frage auf: Nimmt man den Werken von OZ nicht ihren besonderen Charakter, wenn man sie wie in einem Museum erhält? „Graffiti leben von ihrer Vergänglichkeit, davon, dass der Zahn der Zeit mit ihnen etwas macht, sie sich verändern und sich damit immer wieder anders präsentieren“, schreibt ein Nutzer und eröffnet damit eine zusätzliche Perspektive auf die Debatte.

„Ein bemerkenswerter Beitrag“

Der Kritik stehen mehrheitlich Beiträge entgegen, die das Engagement von OZ für das Hamburger Stadtbild loben. „Er ist ein Künstler der Moderne und Graffiti ist schon lange kein Schmutz mehr, sondern eine Kunstart“, schreibt ein User unter der Petition. Ein anderer bemerkt: „Ich glaube, Hamburg wird irgendwann stolz auf OZ sein – und sich hoffentlich schämen, ihn derart kriminalisiert zu haben.“

Auch die Kulturbehörde steht den Werken von OZ grundsätzlich positiv gegenüber. Zwar will man erst in dieser Sache tätig werden, wenn die Petition erfolgreich sein sollte, steht der Forderung jedoch offen gegenüber. „Unter rein künstlerischer Betrachtung des Werkes des Sprayers OZ muss man sagen, dass er durch seine Arbeit und die Stringenz in der Durchführung einen bemerkenswerten Beitrag zur Graffitilandschaft Hamburgs geleistet hat, den man nicht vergessen wird“, sagt Laura-Helen Rüge von der Kulturbehörde. Technisch sei es generell möglich Graffitis zu schützen, man müsse dies aber immer für den Einzelfall prüfen. Noch bis zum 25. November kann die Petition für den Erhalt von OZs Werken online unterstützt werden.

Leseraktion

Wir suchen das schönste OZ-Bild in Hamburg. Schickt eure Vorschläge bis zum 10. Oktober unter dem Betreff „OZ“ an uns. Wichtig: Nennt euren Namen und den Ort, an dem ihr das Bild gesehen habt. Die sieben besten Bilder laufen bei uns als Bild des Tages. Im Anschluss könnt ihr abstimmen, welches das schönste OZ-Bild Hamburgs ist.

 

Foto: Tobias Johanning

 

 

Kommentare anzeigen (6)

6 Kommentare

  1. Peter

    1. Oktober 2014 at 12:28

    Gar keins. Das Geschmiere soll endlich verschwinden.

  2. Tanja

    1. Oktober 2014 at 13:22

    Es einfach Geschmiere zu nennen … ich denke du hast dich nicht mit seiner Biografie auseinandergesetzt sonst würdest du die Kunst von Oz verstehen! Einfach traurig so abwertend zu sein!

  3. Betroffener

    1. Oktober 2014 at 18:51

    Wir sollen uns mit der Biografie diese Schmierfinken auseinandersetzen? Ja geht es noch? Der Mann war ein Krimineller, saß insgesamt 8 Jahre im Knast und hat unzähligen Einzelpersonen und der Allgemeinheit viel Geld gekostet! Wie man einen solchen Typen verherrlichen kann, werden nur Sie, Tanja, wissen!

  4. Ersoffener

    2. Oktober 2014 at 10:34

    Kunst liegt im Auge des Betrachters.. Warum Sie genau sich jetzt an Smileys an Müllcontainern oder bunten Kunstwerken an grauen Wänden gestört fühlen erschließt sich mir nicht. Erklären Sie mir dann bitte auch einmal wie viel Geld er Ihnen jetzt genau gekostet hat? Klar werden die Reinigungsarbeiten von der Haushaltskasse der Stadt -unsere Steuerabgaben- bezahlt, aber ob man diese Steuern jetzt andernfalls „sinnvoll“ für die Allgemeinheit investiert hätte, darüber kann man nur spekulieren. Deswegen verstehe ich Ihre Aufregung nur bedingt.
    LG

  5. Tanja

    2. Oktober 2014 at 12:44

    … Krimineller ??? Ich lach mich weg !!! Was war denn so kriminell ??? Es ist kein Mensch zu schaden gekommen dafür ist diese graue Stadt durch ihn bunter geworden! Kunst ist vielseitig und Oz hatte halt seinen ganz eigenen Stil! Ich finde nichts schön an grauen Beton oder Stromkästen etc. … viel lieber schaue ich mir eine hübsche, bunte Wand an, die mit liebe gemalt wurde! Mir machen eher Menschen Angst die wie Sie sind sorry! RIP Oz und danke das wir jeden Tag von deinen Smilyes angelächelt werden …

    • Betroffener und Steuerzahler

      12. Oktober 2014 at 07:19

      Kommentar gelöscht. Bitte bleiben Sie sachlich und werden Sie nicht beleidigend.

      Die Redaktion

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