Mitten auf dem Kiez von St. Pauli soll eine Gangster-Komödie entstehen, mit der vier junge Filmemacher ein neues deutsches Serienformat entwickeln wollen. Wir haben mit einer von ihnen über das Projekt, den Hamburger „Tatort“ und den Stadtteil St. Pauli gesprochen.
Veröffentlicht am 20. Mai 2014
„The Big Swutsch“ ist eine Gangster-Komödie im Serienformat, die auf dem Hamburger Kiez spielen soll. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Barkeeper Kenan, der eigentlich ein ganz normales Leben auf St. Pauli führt. Dieser schlittert durch ein Versehen mehr oder weniger unverschuldet in die Unterwelt des Kiezes und legt sich mit dem Kiezgangster Wiener Edi an. Mithilfe seines Mitbewohners Kai, der auf einmal ungeahnte Gangsterqualitäten entwickelt, versucht er, aus der Misere möglichst schnell wieder heraus zu kommen, stellt er sich aber sehr ungeschickt an und gerät so immer tiefer in den Sog des Verbrechens.
Die Serie soll mittels Crowdfunding finanziert werden. Vier junge Hamburger Filmemacher versuchen so ein neues deutsches Serienformat mit Bezug zur Hansestadt zu schaffen. Wir haben mit Produzentin Lynn Baur gesprochen:
Mittendrin: Ihr habt das Ganze als Serie geplant. Wie viele Folgen soll diese umfassen?
Lynn Baur: Die erste Staffel, die wir schon geplant und geschrieben haben, umfasst fünf Folgen von 35-40 Minuten.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ausgerechnet eine neue Serie zu produzieren?
Es gibt momentan sehr viele gute Serien. Alle gucken amerikanische oder britische Serien wie zum Beispiel „Breaking Bad“. Wir sind selbst Fans dieser Serien, aber etwas Vergleichbares gibt es in Deutschland noch nicht. Jetzt sind wir alle gerade fertig mit dem Studium und dachten, wir wagen uns mal an das nicht ganz einfache Thema Serie. Wir wollen zeigen, dass man auch hier gute Serien machen kann.
Aber warum habt ihr euch gerade für das Genre Krimi entschieden?
Am Anfang unserer Überlegungen stand der Wunsch eine Geschichte zu erzählen, die einerseits spannend, aber auch sehr lustig ist. Da liegt dann das Genre Gangster-Komödie oder wie Du gesagt hast, Krimi, nahe. Zudem eignet sich diese Form wie wir finden perfekt dafür, seriell erzählt zu werden. Im Grunde hatten wir aber auch einfach mehr Lust so etwas zu erzählen, als zum Beispiel eine Liebesgeschichte.
Ist der Anspruch des Ganzen denn, realistisch zu sein?
Ja, auf jeden Fall. Es ist natürlich alles sehr überspitzt, aber es soll insgesamt auch nicht komplett abgedreht sein. Wir haben uns immer wieder rückversichert, ob das was wir schreiben realistisch ist oder besser gesagt: unter den gegebenen Bedingungen so hätte passiert sein können. Wir wollen bei all den verrückten Szenen dennoch authentisch bleiben. Das war uns auch bei der Auswahl der Schauspieler wichtig. Die kommen fast alle vom Kiez.
Was war zuerst, die Geschichte oder St. Pauli?
Wie gesagt lebt unser Hauptdarsteller auf dem Kiez und wir anderen wohnen inzwischen auch fast alle auf St. Pauli. Auch unser Produktionsbüro befindet sich hier. Deshalb war für uns von Anfang an klar, dass das nur hier funktioniert. Natürlich hätten wir die Serie auch in Altona oder Barmbek spielen lassen können, aber dann wäre die Geschichte wieder eine ganz andere geworden. St. Pauli ist unsere Heimat, und da kennen wir uns auch am besten aus.
Du sagst, dass in Deutschland etwas fehlt, das an internationale Formate heranreicht. Was ist denn deine Kritik beispielsweise am Hamburger „Tatort“? Was unterscheidet eure Serie davon?
Das ist schwierig zu sagen und nicht pauschal zu beantworten. Die beiden Formate sind einfach total unterschiedlich. Unsere Geschichte spinnt sich weiter, sie ist fortlaufend und alle Figuren bekommen den Raum, den sie brauchen um sich zu entwickeln. Ich meinte auch eher, dass es das serielle Erzählen im deutschen Fernsehen noch nicht so gibt, besonders drastische Sachen. Natürlich gibt es viele Vorabendserien, Krimisendungen und Soaps. Das war uns aber zu lasch. Wir wollten der Sache mehr Tiefe und Raum geben, mehr Möglichkeiten haben und nicht eingeschränkt sein.
Zur Finanzierung habt ihr euch für Crowdfunding entschieden. Ist das eure einzige Geldquelle – wird die Serie nicht gedreht, falls das nicht funktioniert?
Wir finanzieren das Projekt natürlich auch selbst, anders ginge das ja gar nicht. Außerdem haben wir schon einen größeren Sponsor und sind auch noch auf der Suche nach weiteren. Wir haben uns aber aktiv dafür entschieden, das nicht an eine große Produktionsfirma zu geben, sondern bei uns zu lassen. Auf das Crowdfunding sind wir gekommen, weil wir ja selbst mit dem Serienangebot unzufrieden sind und denken, dass das vielen anderen auch so geht. Diese Leute können dann die Entwicklung eines anderen Formats, das ihnen vielleicht mehr zusagt, direkt unterstützen. Darüber wollen wir auch ins Gespräch kommen und sind schon jetzt im regen Austausch mit den Unterstützern. Wir zählen auf jeden Fall auf das Crowdfunding, aber wenn es nicht klappt, machen wir das trotzdem.
Wisst ihr schon, wann die erste Staffel an den Start gehen könnte?
Wir werden im August und September drehen. Wenn alles klappt wie wir uns das vorstellen, soll die Serie Ende des Jahres oder Anfang des nächsten Jahres starten.
Habt ihr danach schon Ideen für die zweite Staffel?
Wir haben jetzt die Grundgeschichte für die ersten drei Staffeln. Die Geschichte wird sich dann auch noch einmal in eine andere Richtung entwickeln, aber die Protagonisten bleiben uns größtenteils erhalten.
Aktuelle Infos zum Projekt gibt es auch auf Facebook.
Das Interview führten Dominik Brück und Vanessa Kleinwächter
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