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„Muttis Kinder“: A- Capella- aber mal anders

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Camilla Lindner
@CamillaLindner

Redakteurin | Studentin der Anglistik und Politikwissenschaft an der Universität Hamburg | Kontakt: lindner@hh-mittendrin.de

A-Capella kennt jeder: Singen ohne Instrumente. Doch wenn sich Singen und Schauspiel abwechseln, bekannte (Pop-) Songs zerlegt und auf intelligente Weise zusammengesetzt werden, dann enststeht auf der Bühne etwas neues, besonderes – so wie bei „Muttis Kinder“.

Um 19:00 Uhr öffnet die Kasse des Polittbüros in St. Georg. Kurz vor 19:00 Uhr bildet sich schon eine lange Schlange an der Kasse. Hauptsächlich Menschen über 50 Jahre warten vor der Tür. Wird das ein Abend á la A- Capella, wie man ihn zu gut aus Muttis Kasettensammlung kennt?

A- Capella zu dritt? – Aber wie

Wie sich herausstellt, wird der Abend ganz und gar nicht „klassisch“ A- Capella, sondern auf der Bühne wird das Image des trockenen Gesanges ganz schön aufpoliert. Das fängt schon mit den sehr sympathischen und schick angezogenen SängerInnen an: Jackette; Hemd; schwarzes, glänzendes Kleid. Doch das heißt nicht, das es nun klassisch oder gar spießig wird: Claudia Graue, Alt, trägt eine rote Kette und Glitzer auf blondem Haar und Wange, dem Bass oder „irgendwas Tiefes“ Marcus Melzwig, hängen die Hosenträger locker um die Schultern und Tenor Christopher Nell trägt zum Stofftaschentuch im Hemd eine rote Ansteckblume. Aber A capella zu dritt? Ja, das funktioniert. Und zwar richtig gut. Den Sopran kann ja auch mal Claudia übernehmen.

Rhythmus spingt- Sinn stimmt

Zum 10- jährigen Jubiläum präsentiert das Trio im Polittbüro „Zeit zum träumen – unveröffentlichte Hits“: bekannte Songs, hauptsächlich englische Popsongs wie „I Follow Rivers“ von Lykke Li, „Only Girl“ von Rihanna, „Fuck the pain away“ von Peaches. Aber auch deutsche Lieder sind dabei. Und bei „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ darf das Publikum lauthals mitsingen. Von einem Genre springen „Muttis Kinder“ zum anderen. So gut, dass man es als Zuschauer manchmal gar nicht bemerkt: Es geht von „Nothing Else Matters“ von Metallica zum Gospel „Motherless Child“ und wieder zurück zum Pop. Das schöne ist, dass die Lieder ineinander fließen, ganz egal ob der Rhythmus springt- der Sinn stimmt. Und gute Laune macht es auch. Wenn die Männer über den Regen singen, dann gehört für Claudia auch die Sonne („Here comes the sun“) der Beatles dazu. Und durch die schauspielerische, leichte, witzige und echte Darbietung auf der Bühne wird das „Gesinge“  gebrochen.

„Muttis Kinder“ gewinnen das Publikum für sich- bei welchem übrigens der Altersdurchschnitt Ü50, Stand 19:00 Uhr, gesunken ist (geschätzte Ü40). Durch Charm, Humor und eine gewisse Sensibilität machen die drei Schauspieler den Abend zu ihrer Show. Und dass man dazu nun wirklich keine Instrumente braucht oder sonstigen Schnickschnack, sondern nur ein richtig gutes Mikrofon und sich selbst, beweisen sie allemal. Nachdem das Klatschen der Zuschauer in einen rhythmischen Zugabemodus fällt, gibt es noch zwei Zusatzlieder am Ende. – Danke, „Muttis Kinder“. Hat mich sehr gefreut! Grüße, ein Ü20 Kind.

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