Über 1000 Menschen haben auf St. Pauli bereits ein Manifest unterzeichnet, das sich mit den Flüchtlingen in Hamburg solidarisiert und einen menschenwürdigen Umgang mit allen fordert, die Hilfe benötigen. Der Senat war in den vergangenen Wochen aufgrund seiner Flüchtlingspolitik massiv kritisiert worden. Auch in anderen Stadtteilen wächst die Unterstützung für Flüchtlinge stetig an.
Am Freitag haben UnterstützerInnen rund um die St. Pauli-Kirche, die seit Monaten rund 80 Flüchtlinge beherbergt, ein Manifest veröffentlicht, in dem sie sich mit den Flüchtlingen solidarisieren. Unter dem Titel „Wir sind mehr“ wollen die VerfasserInnen zeigen, dass die Geflüchteten aus aller Herren Länder in diesem Teil Hamburgs ein breit akzeptierter Bestandteil des Gemeinwesens sind und ein Recht auf eine gleichberechtigte Behandlung haben. Über 1000 Menschen aus St. Pauli und ganz Hamburg haben das Manifest bereits unterzeichnet. Darunter auch KünstlerInnen und Personen des öffentlichen Lebens, wie Rocko Schamoni, die Liedermacherin Meike Schrader und der VivaConAgua– Erfinder Benny Adrion. Auch das jolly roger und das Gartendeck sowie zahlreiche KünstlerInnen aus dem Gängeviertel und Funktionäre des FC St.Pauli gehören zu den ersten UnterzeichnerInnen. Der schnelle Anstieg der Unterschriften verdeutlicht die Bedeutung des Themas für den Stadtteil und die gesamte Stadt.
„Wir wollen Menschen, die aus unmenschlichen, unsicheren und unsatten Verhältnissen geflohen sind, um in Europa oft wieder unmenschlich und unsicher behandelt zu werden, mit unseren Möglichkeiten willkommen heißen, respektvoll behandeln und beschützen, wenn sie es wollen. Wir wollen sie in unserer Mitte haben, bis sie aus eigenem Wollen eine eigene oder andere Mitte gewählt haben. Wir wollen dabei aushalten, dass unterschiedliche Auffassungen normal sind, auch unter den Flüchtenden und auch unter uns“, lautet die zentrale Passage des Manifests.
Der Hamburger Senat wurde in den vergangenen Wochen aufgrund seiner Flüchtlingspolitik von verschiedenen Seiten massiv kritisiert. „Hamburg ist dabei seinen über Generationen gesammelten Kredit einer weltoffenen, liberalen und toleranten Stadt innerhalb von Monaten zu verspielen“, sagt St.Paulis Pastor Sieghard Wilm, der zu den Initiatoren des Manifests gehört.
Auch in anderen Stadtteilen wächst die Unterstützung von Flüchtlingen stetig an. In Billstedt gründete sich ein Runder Tisch, um Flüchtlinge, die ab November im Osteinbeker Weg untergebracht werden sollen willkommen zu heißen und zu unterstützen. Einige UnterstützerInnen hoffen, dass in den nächsten Monaten ein Netzwerk entsteht, das Einfluss auf die aktuelle Flüchtlingspolitik der Stadt nehmen kann. Die Situation der Flüchtlinge ist derzeit besonders prekär, da trotz des nahenden Winters von Seiten der Stadt keine ausreichenden Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Weitere Proteste zur Unterstützung der Flüchtlinge in Hamburg sind von verschiedenen Gruppen bereits angekündigt worden. Im Rahmen der Proteste soll auch den rund 200 Toten Flüchtlingen gedacht werden, die am vergangenen Donnerstag bei einem Bootsunglück im Mittelmeer ums Leben gekommen sind. Viele Menschen werden noch immer vermisst. Offizielle Stellen befürchten inzwischen. dass mehr als 300 Menschen zu Tode gekommen sein könnten. Die Bundesregierung weigert sich trotz wachsender Kritik weiterhin mehr Flüchtlinge zur Entlastung Italiens aufzunehmen.
Das Manifest „Wir sind mehr“ kann hier unterzeichnet werden.
Foto: Jonas Walzberg
Hans-Rüdiger
6. Oktober 2013 at 17:46
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Olaf Scholz,
ich erwarte von Ihnen, dass Sie die Lampedusa Flüchtlinge in Hamburg, uneingeschränkt unterstützen.
Ein Bürger Hamburg und Gewerkschafter, Hans-Rüdiger Singelmann
Ellen Maria
10. Oktober 2013 at 11:19
Alle Lebewesen brauchen Schutz und Unterkunft, auch die Menschen.
Ich finde die Position des Senats kalt und herzlos, da zeigt sich die SPD von ihrer besten Seite, das kennen wir schon. Kriege und kriegerische Überfälle gehören verboten, die Menschen leben lieber in Frieden und Liebe miteinander. Das dürfte doch wohl allen klar sein.
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