Seit November läuft das Winternotprogramm für wohnungslose Menschen in Hamburg. Statt in den kalten Monaten Notunterkünfte einzurichten, muss die Stadt Wohnraum für Bedürftige schaffen, fordert Dr. Dirk Hauer vom Diakonischen Werk.
Herr Dr. Hauer, bewerten sie die städtischen Bemühungen für das Winternotprogramm in diesem Jahr?
Es ist schwer vorherzusagen, wie stark ausgelastet die Notunterkünfte im Winternotprogramm in diesem Jahr sein werden. Wir haben die Sorge, dass die Berechnungen hier dem Prinzip Hoffnung folgen – wenn es ein harter, kalter Winter wird, werden die Plätze definitiv nicht reichen. Wichtig ist: Die Übernachtungsstätten müssen auch tagsüber geöffnet sein. Wenn Wohnungslose um 9 Uhr morgens wieder raus in die Kälte geschickt werden, gehen sie in die Tagesaufenthaltsstätten, etwa in der Bundesstraße oder ins Herz As. Diese Stellen können dem Andrang aber nicht gerecht werden, die Ressourcen und das Personal reichen nicht aus – die Mitarbeiter im Herz As rechnen bereits jetzt damit, dass die Anmeldelisten für die Duschen nach fünf Minuten geschlossen werden müssen. Hier tut die Stadt aus unserer Sicht nicht genug.
Wie beurteilen sie die Standorte der neuen Notunterkünfte?
Es ist gut und richtig, dass die Notschlafplätze innenstadtnah um den Hauptbahnhof herum angelegt sind und diesmal kein Shuttle-Service eingerichtet werden muss, um Wohnungslose an den entlegenen Stadtrand zu bringen.
Die Diakonie schätzt, dass etwa 2000 Menschen in Hamburg auf der Straße leben, seit Jahren steigt die Zahl. Warum ist es so schwierig, diese Menschen in Wohnungen zu vermitteln?
Weil die Vermittlung von Wohnraum für Wohnungslose seit Jahren stockt. Die SAGA GWG vermietet jährlich ca. 9000 Wohnungen neu, hat sich aber nur verpflichtet, 1700 davon an vordringlich Wohnungssuchende abzugeben – dieser Satz ist, mit Blick auf die 2.000 Obdachlosen und etwa 9.000 Wohnungslosen in der Stadt, beschämend gering.
Und wie könnte die Vermittlung von Wohnraum angekurbelt werden?
Die Hälfte aller Neuvermietungen der SAGA GWG sollten an vordringlich Wohnungssuchende vermittelt werden, das ist unsere Forderung. Die entscheidende Stellschraube ist die SAGA und damit die Bau- und Stadtentwicklungsbehörde. Aber wenn wir das Thema gegenüber dem Senat ansprechen, heißt es nur „Wir haben das Problem erkannt und bauen neue Wohnungen“ – diese Aussage geht jedoch am Thema vorbei: Es geht um einen Zugang zum aktuellen Bestand. JETZT müssen Wohnungen für Bedürftige zugänglich gemacht werden.
In der öffentlichen Debatte werden Wohnungslose und Flüchtlinge derzeit oft in eine Konkurrenz zueinander gesetzt. Wie bewerten sie diese Argumentation?
Arme und Bedürftige dürfen niemals miteinander in Konkurrenz gesetzt werden. Tatsächlich ist es so, dass etwa die bezirklichen Fachstellen zur Wohnungssicherung hoffnungslos überlastet sind und keine Obdachlosen unterbringen können, weil freie Unterkunftsplätze zur Zeit mit Flüchtlingen belegt werden. Und wenn Obdachlose sehen, dass Flüchtlinge tagsüber in ihren Unterkünften bleiben können, während sie in die Kälte geschickt werden, löst das natürlich Frust aus. Aber die Frage ist doch nicht: Welche Gruppe hat Vorrang? Sondern: Beide Gruppen müssen unbedingt versorgt werden – und zwar jetzt!
Erich Heeder
6. November 2015 at 16:00
BÜRGERSCHAFT
DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 20/5867
20. Wahlperiode 15.11.12
Unterrichtung
durch die Präsidentin der Bürgerschaft
Betr.: Bürgerschaftliches Ersuchen vom 13. September 2012
– Drs. 20/5014 zu Drs. 20/1581 –
Ganzjährige Grundversorgung in der Wohnungsnotfallhilfe statt ständig
wiederholter Winternotprogramme für Hamburg
Die Bürgerschaft hat in ihrer Sitzung vom 13. September 2012 den Senat ersucht,
1.auf eine verbesserte Erfüllung des Kooperationsvertrages mit der Wohnungswirtschaft zur Wohnraumversorgung von Wohnungslosen hinzuwirken.
2.zur Unterstützung insbesondere kleinerer Wohnungsunternehmen im Kooperationsvertrag weitere Modelle zur begleiteten Integration in eigenen Wohnraum zu erproben. Dabei soll gegebenenfalls ein Träger zunächst als Mieter gegenüber dem Wohnungsunternehmen auftreten und über einen Zeitraum von maximal zwei Jahren begleiten und beraten und bei Problemen mit dem Wohnumfeld vermitteln und – als Ultima Ratio – auch intervenieren können. Ziel ist es, den Mietvertrag innerhalb der begleiteten Zeit auf die Bewohnerin oder den Bewohner selbst übergehen zu lassen.
3. zielgruppenspezifische Clearinghäuser zur zügigen Klärung der Wohnperspektive einzurichten, wobei innerhalb eines maximal halbjährigen Aufenthalts die Vermittlung in Privatwohnraum erreicht werden soll.
4. im Rahmen der zielgruppenspezifischen Angebote verstärkt Einzelzimmer zu
schaffen.
5. ein zielgruppenspezifisches Angebot für Wohnungslose mit Pflegebedarf einzurichten.
6. die Pläne für das zweite Jungerwachsenenprojekt (JEP 2) wieder aufzunehmen.
7. im Herbst 2012 ein Gesamtkonzept zur Bekämpfung der Wohnungs- und Obdach-losigkeit in Hamburg vorzulegen. Mit Schreiben vom 12. November 2012 hat mir der Präses der Behörde für Arbeit,Soziales,Familie und Integration, Herr Senator Detlef Scheele, Folgendes mitgeteilt: „Mit der Drucksache 20/5014 hat der Ausschuss für Soziales, Arbeit und Integration der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg einen Bericht vorgelegt, der im Petitum zum Antrag zur Drs. 20/1581 den Senat ersucht „im Herbst 2012 ein Gesamtkonzept zur Bekämpf- ung der Wohnungs- und Obdachlosigkeit in Hamburg vorzulegen.“ Anliegend übersende ich das „Gesamtkonzept der Wohnungslosen- hilfe in Hamburg“ mit der Bitte, dies den Abgeordneten der Bürgerschaft zur Verfügung zu stellen. Es handelt sich dabei um den ersten gebündelten Maßnahmenkatalog zur Verbesserung der Lebenssituation wohnungsloser Menschen in unserer Stadt und zur Überwin- dung der Wohnungslosigkeit. Er ist das Ergebnis eines mehrjährigen Beteili-gungsprozesses,der mit den Verbänden der freien Wohlfahrtspflege,unterschied-
lichen Institutionen, Behörden und den Bezirken sowie engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Wohnungslosenhilfe durchgeführt worden ist.
Die Ergebnisse der Beratungen des Ausschusses für Soziales, Arbeit und Integra- tion vom 14. Februar und 23. März 2012 haben Einfluss auf das vorliegende Gesamtkonzept genommen und sind in wesentlichen Teilen berücksichtigt worden.
Es ist vorgesehen, diesen Maßnahmenkatalog in der geplanten ersten Umsetzungs- phase – bis Ende 2015 – prozesshaft mit allen Beteiligten weiter zu entwickeln und fortzuschreiben. Von daher wurde auch davon abgesehen, die Bürgerschaft im Rah-men einer Drucksache zu unterrichten. Vielmehr beabsich- tigt der Senat, die Bürger-schaft im laufenden Prozess jährlich über den Fortgang der Umsetzung und die Wei-terentwicklung des Gesamtkonzeptes zu informieren.“
Carola Veit Präsidentin
Anlage Gesamtkonzept
Seit diesem Papier ist kein vernünpftiges politisches Konzept umgesetzt wurden !! Denn diese Freie und Handsestadt Hamurg hat immer noch ca 3000 Wohnungs – so wie Obdachlose !!Weiter hin haben alle 5 Sozialpolitische Sprecherinnen vor der Bürgerschaftswahl gesagt, das sie innerhalb von 5 Jahren die Obdachlosenzahl um die Hälfte reduzieren möchte !! Seit dieser zeit warten die Wohnungs – so wie Obdachlosen da drauf, das sich Politik mit ihnen zusammen setzt !! denn ohne diese Menschen ist keine Reduzierung der Hälfte möglich,denn nicht jeder ist gleich wohnfähig !! Auf politischer Ebene gibt es noch viel zu tun, die Politik muß es nur anfassen !1
In diesem Sinn, Erich Heeder – Stadtteilkünstler und HINZ&KUNZT VERKÄUFER