Vogelfrey feiern „Sturm und Klang“-Festival im Gruenspan

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Musik
Justus Ledig

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Als die Mittelalterrock-Lokalmatadoren Vogelfrey zu ihrem ersten eigenen „Sturm und Klang“-Festival ins Gruenspan lud, ließen sich Justus Ledig und André Petersen nicht lange bitten.

Die Auswahl der Bands ermöglichte einen interessanten Blick in verschiedene musikalische Genres zwischen Metal und Folk,und beschränkte sich nicht bloß auf das Thema „Mittelalter“. Fünf Kapellen wollten dem Publikum in der Hansestadt an diesem Abend einheizen.

Eröffnen sollten Incantatem aus Hamburg, die ihr erstes Konzert überhaupt spielten. Erwähnenswert ist der Anspruch der jungen Folk-Metal-Band, sowohl textlich als auch musikalisch ein breites Spektrum abzudecken. So erblickte das Publikum außer den üblichen Instrumenten auch Cello (gespielt von Johanna von Vogelfrey), Dudelsack, Geige und Flöte, während sich die Texte zwischen Trivialem und komplexen Themen bewegten. Incantatem präsentieren sich dem entsprechend vielleicht nicht immer kohärent, aber dafür sehr professionell und mit viel Potenzial. Diese Jungs und Mädels werden sicher wieder von sich hören lassen – neues Material scheint ohnehin sinnvoll, damit nicht wie im Gruenspan erneut ein Song zweimal gespielt werden muss.

Steampunk schützt vor Langeweile nicht

Als zweite Band stehen die Oldenburger von Off Limits auf der Bühne, die ihre Musik als „Rock-Folk“ anpreisen und sich vom Image her irgendwo zwischen Steampunk und Folk einordnen lassen. Die Ästhetik des viktorianischen Futurismus ist sicherlich Geschmackssache, aber einem Großteil des Publikums scheint es zu gefallen. Ob das am steigenden Alkoholpegel liegt, sei mal dahingestellt. Ganz launig ist der Sound von Off Limits zwar, doch den Steampunk-Anstrich könnte die Gruppe dabei auch beiseite lassen. Der beschränkt sich nämlich auf die Optik der Band und schlägt sich nicht in ihrer Musik nieder.

Vom 19. Jahrhundert zurück ins Mittelalter: Harpyie nennen sich die sechs Ostwestfalen, denen man einen gewaltigen Schritt nach vorne attestieren darf. Harpyie waren schon mal bedeutend schlechter aufgefallen. Der Sound mit Einflüssen aus Metal, Folk und Rock geht in die richtige Richtung, Sänger Aello hat wohl auch an seinem Gesang gefeilt und weiß auch mit dem Publikum umzugehen. Oder wann wurde auf einem Konzert schon mal der ganze Saal aufgefordert, sich hinzusetzen?
In absehbarer Zeit wird ihr drittes Album erscheinen, welches ganz offensichtlich einen Lauscher wert ist. So legt es zumindest der Auftritt nahe.

Bei Vogelfrey lässt der Dungeon grüßen

Gegen halb zehn betritt dann der Gastgeber und Headliner Vogelfrey die Bühne. Die Band, die mittlerweile sicherlich zu den renommiertesten Mittelalter-Bands Deutschlands zählt, schafft einen unglaublichen stilistischen Variantenreichtum und bleibt dabei glaubwürdig in der Grundthematik der historischen Themen, ohne in die latent peinlichen Bilder abzudriften, die so viele Bands dieses Genres bedienen.

Außer durch große Spielfreude fallen die Bergedorfer mit ihrer aufwendigen Show auf: Kostüme, Statisten, Effekte, eine sezierte Leiche auf der Bühne samt Kunstblut und jeder Menge Witz verpassen dem Auftritt die richtige Würze. Eine so glaubhafte und professionelle Darbietung bekommt man im Hamburg Dungeon wohl auch nicht viel besser zu sehen. Vogelfrey nutzen die fast zwei Stunden Spielzeit auch, um nahezu ihr gesamtes neues Album „Sturm und Klang“ zu spielen, welches erstmalig einem Publikum vorgesetzt wird. Die neuen Songs kommen gut an, gehen schnell ins Ohr und machen definitiv Lust auf das Release am 8. Mai.

Da waren’s nur noch 30

Klar ist: die meisten Besucher waren wegen Vogelfrey auf dem „Sturm und Klang“-Festival. Spätestens bei Adorned Brood wird das deutlich, denn das Gruenspan ist schlagartig viel leerer, während die dienstälteste Band den Abend beschließt. Die Rheinländer scheinen nicht sonderlich gekränkt und lassen ihren Pagan Metal mit Querflöte auch vor der kleinen Schar gebührend krachen.
So richtig steigt die Stimmung als Adorned Brood ihre Coversongs auf die verbliebenen Fans loslassen: „Sieben Tage lang“ und „Kaperfahrt“, hier gibt das Publikum noch mal Gas. Dass so viele andere Besucher früher die Segel gestrichen haben, ist schade. Selbst Schuld.

Junge Junge, das hat richtig Laune gemacht. Vogelfrey beweisen auf ihrem ersten eigenen Festival dass sie inzwischen zurecht zu den Größen der Szene gehören. Nicht nur der eigene, Auftritt, auch bei der Auswahl der Mitstreiter haben die Hamburger ein gutes Händchen. Das schreit nach Wiederholung, ihr Galgenvögel!

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