Hidden in Hamburg: Im Spiel gefangen

Kultur

Rätselspiel-Fans und Hobbydetektive haben einen Grund zur Freude: Seit Februar gibt es in Hamburg ein „Life Escape Game“. Bei „Hidden in Hamburg“ müssen sich Spieler aus einem verschlossenen Raum befreien und lernen dabei eine Menge über Hamburgs Geschichte.

„Die Tür fällt ins Schloss. Die Piraten entfernen sich unter schallendem Gelächter. In wenigen Minuten wird der Käpt‘n an Deck über die Planke gehen und von den reißenden Wellen verschlungen werden. Und auch euch, eingeschlossen in die Kapitänskajüte, wird ein ähnliches Schicksal blühen. Ihr scheint verloren, die Situation vollkommen aussichtslos. Wäre da nicht diese geheimnisvolle Botschaft auf dem Schreibtisch des Käpt’n…“

Die Stimme, die soeben noch mit einem schadenfrohen Lachen durch den Lautsprecher tönte, verstummt. Ich schaue mich suchend in dem dunklen, mit holzverkleideten Raum um. Chris, der mit mir hier zusammen eingesperrt ist und mich beim Rätseln unterstützen soll, ist schneller als ich. Er ist schon auf dem Weg zu dem antiken Regal und durchforstet Bücher, Kisten und Schachteln nach weiteren geheimen Hinweisen, die uns zum Zimmerschlüssel führen sollen. Anders kommen wir hier nicht mehr heraus – zumindest nicht vor Ende der nächsten 60 Minuten, wenn das Spiel hier offiziell zu Ende ist.

Wir befinden uns nämlich in einem Life Escape Game, dem ersten in Hamburg. Die Idee dahinter erinnert ein bisschen an eine Mischung aus Computerspiel und Horrorfilm: Bis zu fünf Spieler werden in einen Raum eingesperrt, aus denen sie sich selbst nur befreien können, wenn die versteckten Hinweise gefunden und verschiedene Rätsel gelöst werden.

Vom Auslandssemester zum eigenen Startup

Die Idee zu dem Startup kam Gründerin Rieke Muuß, als sie während eines Auslandssemesters in Budapest auf ein Life Escape Game stieß: „Ich fand die Idee sofort gut und dachte Hamburg könnte so etwas auch gebrauchen.“ Kaum in wieder Deutschland angekommen, machte sich die 24-Jährige deshalb an die Arbeit. „Zuerst habe ich mir überlegt, was das für Räume sein könnten, aus denen man sich befreien muss. Am besten sollten die natürlich irgendwas speziell mit Hamburg als Stadt zu tun haben.“ So kam Rieke schnell auf das typische Wahrzeichen, den Hamburger Hafen, mit angrenzendem Rotlichtmilieu. „Der eine Raum ist dann ein Bordell-Zimmer geworden“, sagt Rieke. Bei „Skandal um Rosie!“ müssen Spieler den Mord an der Edelprostituierten Rosie aufdecken, bei dem Spiel „Captain über Board“ ist man Mitglied des Teams der Rickmer Rickmers und muss sich aus der Kajüte befreien.

Eingesperrte Crewmitglieder

Die Räume im Souterrain der Rothenbaumchaussee 3 sind dabei so detailgetreu und liebevoll eingerichtet, dass man bei Hidden in Hamburg fast vergisst, dass das Ganze nur ein Spiel ist. Zumindest geht es Chris und mir so. Kaum sind wir eingesperrt, fühlen wir uns auch schon ganz als Crewmitglieder und können uns gar nicht genug beeilen, die antiken Regale, Truhen und verschachtelten Kisten nach Hinweisen zu durchforsten. Die sind teilweise gar nicht so leicht zu sehen, sodass uns über ein Bullauge immer wieder Tipps eingeblendet werden. Einmal stehen wir ziemlich auf dem Schlauch – kann ja auch keiner wissen, in welche Richtung man so ein Drehschloss öffnen muss, oder doch? Als Chris und ich den Schlüssel ins Schloss der Kajüte stecken und sich die Tür mit einem Knacken öffnet, bleiben uns gerade mal noch fünf Minuten auf der digitalen Uhr am Bullauge. Nicht gerade üppig.

„Das war eigentlich das Schwierigste“, sagt Rieke, „zu gucken, ob die Rätsel sich für alle lösen lassen. Es kommt ja auch immer drauf an, wie viel Erfahrung jemand mit Rätsel- und Ratespielen hat. Für Leute, die das nicht so oft machen, ist es natürlich deutlich schwieriger. Und – je mehr Leute mitmachen, desto einfacher wird es für die Gruppe.“ Da hätten wir es ja. Mein Ehrgeiz ist auf jeden Fall geweckt.

 

Foto: By Arnold Plesse (Self-photographed) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons
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