Kultur

Dokumentarfilm: Vier Türme, eine Seele

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Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

Den meisten Hamburgern sind die Hochhäuser des City-Hof nur als graue Klötze bekannt. Im Dokumentarfilm „City Spirit – Vier Türme, eine Seele“ wird jedoch eine fast unbekannte Seite der denkmalgeschützten Häuser gezeigt.

Auch wenn es von außen oft so scheint, als stünden die Hochhäuser des City-Hof kurz vor ihrem Ende, ist das Innere der vier Türme von hektischer Betriebsamkeit geprägt. Nicht nur sind die Behörden des Bezirksamtes Hamburg-Mitte hier untergebracht, auch viele andere BewohnerInnen geben dem City-Hof ein Gesicht – manche davon bereits seit Jahrzehnten. Der Dokumentarfilm „City Spirit – Vier Türme, eine Seele“ ist im Rahmen
einer Abschlussarbeit des Studiengangs Kulktur der Metropole an der HafenCity Universität Hamburg entstanden. In Ihrer Arbeit zeigen die Studenten Lisa Schambortski und Andreas Boschmann die meist verborgenen
Facetten der denkmalgeschützten Gebäude nahe des Hauptbahnhofes und setztendamit ein weiteres Zeichen gegen die Abrisspläne der Stadt.

Mit Liebe zum Detail

Die Filmemacher haben die grauen Türme aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und dabei sowohl architektonische Merkmale der Gebäude, als auch die Geschichten der Menschen, die täglich in den Hochhäusern arbeiten, in den Blick genommen. Entstanden ist dabei ein faszinierendes Portrait einer ganz eigenen Welt rund um den City-Hof. Das langsame Erzähltempo ohne Kommentar lässt viel Raum für die beeindruckenden Aufnahmen der Gebäude, im Inneren und entlang der Aussenfassade. Die Filmemacher lassen die Bilder und Erzählungen der handelnden Personen für sich sprechen und erzeugen so eine liebevolle Detailaufnahme jener Gebäude, die viele Stadtplaner gerne abreißen würden. Die Szenen sind dabei direkt aus dem Alltag genommen und wirken zu keinem Zeitpunkt künstlich oder gestellt.

Die Geschichten der porträtierten Personen sind persönlich und lassen den Zuschauer nah an die Menschen auf dem Bildschirm heran. Da ist der Friseur, der seit Jahrzehnten seinen kleinen Laden in der Passage führt, oder der Künstler, der hier seine zukünftige Frau zum ersten Mal kennengelernt und geküsst hat. Die Bilder zeigen aber auch, dass hier im Herzen der Hansestadt jeden Tag aufs Neue die unterschiedlichen Menschen aufeinandertreffen. Anzugträger, Kioskbesitzer und Künstler sind dabei nur ein paar Beispiele der Vielfalt, die sich täglich um den und im City-Hof tummelt.

Unbekannte Hochhäuser

Der Film nimmt sich die Zeit, um die Gebäude auf den Zuschauer wirken zu lassen. In Verbindung mit den persönlichen Geschichten, die erzählt werden, verlieren die grauen Klötze mehr und mehr ihr unansehnliches Äußeres. Die Gebäude bekommen eine Seele, werden zum Teil von persönlichen Erzählungen und der Stadtgeschichte. Wer „City Spirit“ zum ersten Mal sieht, wird eine völlig neue Seite am City-Hof entdecken und feststellen, dass die weithin sichtbaren Hochhäuser den meisten Hamburgern eigentlich völlig unbekannt sind. Mit einer beeindruckenden Luftaufnahme der Hochhäuser lassen die Filmemacher den Zuschauer mit seinen Gedanken zurück. Genau das ist es, was der Film erreichen soll: Zum Nachdenken darüber anregen, ob man den Wert eines Gebäudes nur nach seinem Äußeren bemessen sollte.

 

Foto: Cityhochhäuser By Dirtsc (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

 

Kommentare anzeigen (1)

1 Kommentar

  1. Jutta

    1. November 2014 at 23:09

    Der Aktionstag zum Erhalt der Cuty -Hochhäuser am 1.11. war ein großer Erfolg. Es haben sich sehr unterschiedliche Menschen, Fachpublikum bis interessierte Öffentlichkeit, über die Häuser informiert. Den ganzen Tag über waren die Filmvorführungen und Diskissionsrunden gut mit jeweils um die 30-40 Personen besucht. Am Siebdruckstand wurde alles gegeben, er war permanent in Aktion. Ein rundum guter Tag für die Initiative und es wird sicher weitere Aktionen geben. Mehr Infos unter: http://www.city-hof.org

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