Kultur

„Die Neger“: Verworrenes Maskenspiel

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Isabella David
@isabelladavid89

Chefredakteurin | Studentin der Politikwissenschaft an der Universität Hamburg | Kontakt: david@hh-mittendrin.de

Am Samstag feierte das Stück „Die Neger“ Premiere im Deutschen Schauspielhaus. Das zuvor stark kritisierte Stück lässt die ZuschauerInnen vor allem ratlos zurück, findet Isabella David.

Vor der Premiere wurde heftig gestritten: Über den Titel, die Werbekampagne, das sogenannte „Blackfacing“. Schon nach der ersten Stunde des Stückes verlassen immer wieder ZuschauerInnen den Saal. Doch nicht aus Protest, nicht als Ausdruck von Rassismuskritik. Vielmehr ist es Ratlosigkeit, auch bei den in den Sitzen verbliebenen ZuschauerInnen. Dort ein Gähnen, ein irritierter Blick, das ein oder andere Lachen an unpassender Stelle.

Am Ende bleibt die Ratlosigkeit

Das Schauspielhaus selbst beschreibt das Stück als hochkomplexes Maskenspiel. Das ist es auch, so komplex allerdings, dass die meisten ZuschauerInnen bereits nach kurzer Zeit den Überblick verlieren. Es geht um die Kolonialzeit, um Afrika, um Stereotypen und Rassismus. Gerade soweit wussten die ZuschauerInnen auch schon aus dem Programmheft, was sie erwartet. Auf der Bühne dann weiße und schwarze Masken, Rollentausch, buntes Scheinwerferlicht, Schattenspiele und eine schmelzende Frauenleiche. Gespielt wird ein Stück im Stück. Mit Maskenspielern, die immer wieder aus den Rollen fallen, sich gegenseitig erinnern, dass das Stück im Stück ganz bis zum Ende durchgespielt werden muss.

Am Ende steht der Tod – und die Ratlosigkeit. Kein klarer Plot, keine Moral, zumindest keine offensichtliche. Auch wenn man es geschafft hat, bis zum Ende auf seinem Sitz zu bleiben, hat einen kein Geistesblitz getroffen. Kein Aha-Moment folgt, auch nicht im Austausch mit anderen BesucherInnen des Stücks. Und das ist das Problem: Ein Stück, das mit aller Deutlichkeit auf rassistische Missstände hinweisen, ZuschauerInnen aufrütteln, zum Nachdenken bringen soll; ein Stück das das N-Wort im Titel nutzt, die Maskerade von Weißen als Schwarze, darf die ZuschauerInnen nicht so zurücklassen – nicht ratlos, in einem luftleeren Interpretationsraum. Statt einem klaren, starken Statement bleibt am Ende nur die Ratlosigkeit und, wie Kritiker es bereits formulierten, die Reproduktion von Rassismus.

 

Das Schauspielhaus selbst will die Diskussion um den Titel, Werbekampagne un das Stück selbst in einer Publikums- und Podiumsdiskussion im Anschluss an die zweite Vorstellung am 10. Oktober vertiefen. 

 

 

 

 

 

 

 

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