Vom 11. bis zum 13. Juli wird dieses Jahr das erste Scienceville stattfinden. Anhand des Themas „Ignorance is Bliss“, soll in drei Tagen ein künstlerischer und wissenschaftlicher Blick auf die Position von Nichtwissen und Nichtverstehen in unserer Gesellschaft geworfen werden.
Drei Tage lang Perspektivenwechsel
„Es gibt gar kein Verstehen, es gibt nur Verstehensfallen“ und „Wissen und Verstehen behindern Kreativität“ – das sind Behauptungen, die auf dem diesjährigen Scienceville überprüft werden. In unserer Gesellschaft wird Nichtwissen oder Nichtverstehen meistens als Nachteil oder Schwäche angesehen. Beim Scienceville soll ein anderer Blick auf diese Frage geworfen werden. Das eintrittsfreie Festival wird sich drei Tage lang dem Thema, das in der Wissenschaft eine große Rolle spielt, auf verschiedene Weisen annähern. Mit Musik, Vorträgen, Diskussionen und anderen Veranstaltungen soll der Kern der Debatte herauskristallisiert werden. Mittendrin hat mit Ebba Durstewitz, der wissenschaftlichen Leiterin und Ideengeberin, gesprochen.
Im Versuchslabor
Ebba Durstewitz ist selbst Musikerin und Autorin in Hamburg. Erst in diesem Jahr hatten die VeranstalterInnen, Kopf und Steine GmbH, bei ihr angefragt, ob sie nicht ein Konzept für ein Festival entwerfen könne, das ein aktuelles Thema in der Wissenschaft von allen Seiten hinterfragt. Knapp ein halbes Jahr hatte sie Zeit, um eine Idee umzusetzen. „Ich bin ergebnisoffen an dieses Experiment herangegangen“, sagt Durstewitz. Sie sehe das Gelände als Versuchslabor an, in dem man seinen kreativen Ideen freien Lauf lassen könne, sodass die Bereiche Wissenschaft und Kunst, wie chemische Substanzen zusammengemischt werden und miteinander reagieren können. „Der Witz dabei ist, dass das Gebäude auf dem Gelände sogar ein altes Labor ist“, sagt Durstewitz.
Wissenschaft mal kreativ
Ebba Durstewitz hat sich einiges vorgenommen, aber das diesjährige Festival soll erst der Anfang sein. „Das Festival in diesem Jahr ist wie ein Warm-Up für eine große Idee zu betrachten“, sagt sie. Ebba war sich aber von Anfang an sicher, dass sie nicht einfach nur darstellen will, in welchem Zusammenhang Wissenschaft und Kunst stehen. „Ich möchte die Wissenschaft aus ihren normalen Zusammenhängen herausholen und auf eine neue Art und Weise bei einem Festival charakterisieren.“ Das Thema Nichtwissen und Nichtverstehen sei dafür gut geeignet. „Die Agnotologie, die Lehre vom Nichtwissen, und die negative Hermeneutik, die Lehre vom Nichtverstehen, sind zwei Forschungsbereiche, die in der Wissenschaft gerade sehr relevant sind, aber noch nicht in einem kreativen Rahmen behandelt wurden“, sagt Ebba Durstewitz.
Viel zu viele Infos – Kreativ am Nullpunkt
Sie selbst kenne das Gefühl, wenn man auf der Nullstelle steht, wenn man keine Ahnung hat und nicht weiter weiß. Doch sie sagt: „Gerade das braucht es, damit kreative Prozesse entstehen. Das möchte ich mit dem Scienceville darstellen.“ Sie ist der Meinung, dass wir im sogenannten Informationszeitalter viel zu viele unwichtige Informationen erhalten. „Pseudo-wichtige Informationen werden uns übers Internet aufgedrängt und behindern unsere Kreativität“, sagt sie. „Es gibt so viele Informationen, die nicht relevant für uns sind, aber dennoch als wichtig angesehen werden. Gerade in Zeiten des Internets. Aber ohne all diese Informationen kann es uns auch besser gehen“, erläutert Ebba Durstewitz ihre Idee.
Ein Muss für Alltagsphilosophen
Die Gesellschaft solle durch das Scienceville kritisiert und zu einer neuen Art die Ansichten zu betrachten und zu hinterfragen aufgefordert werden. „Ich möchte den Leuten auch klar machen, dass die Vermehrung von Wissen auch immer mit der Vermehrung von Nichtwissen einhergeht“, sagt Ebba. Aber das Festival soll nicht belehren, es soll lediglich anregen. „Für Alltagsphilosophen und Menschen, die offen für Neues und bereit zum Nachzudenken sind, ist das Festival höchst empfehlenswert“, sagt Durstewitz. Aber auch Kulturfans könnten dort ihren Spaß haben. „Ich bin schon sehr gespannt, wie das erste Scienceville Festival wird, aber ich bin auch zufrieden“, freut sich Ebba. Das komplette Programm gibt es hier.
Was? „Scienceville“-Festival
Wann? 11. bis 13. Juli
Wo? Dockville-Gelände, Alte Schleuse 23
Eintritt? Frei
Foto: Harry Horstmann
Facebook
Twitter
Flattr
Google+
YouTube
Soundcloud
Paypal
Anmelden