Kultur

Galerie der Schlumper: Noch ein unvermuteter Glücksfall

Kultur
Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

Unter großem Beifall ist am Freitag die neue Galerie der Schlumper im Karolinenviertel eröffnet worden. Es ist die bisherige Krönung von über 30 Jahren Einsatz für Kunst und Inklusion.

Der Name, der am Freitagabend in der Marktstraße 131 am häufigsten fällt, ist der von Rolf Laute. „Diese Eröffnung ist ihm gewidmet. Jahrelang war es sein Traum einen solchen Ausstellungsraum zu haben“, sagt Christian Mürner von den „Freunden der Schlumper e.V.“ bei der Eröffnung der neuen Galerie der Ateliergemeinschaft mitten im Karolinenviertel. Mit der ersten Ausstellung ist Lautes Traum fast genau ein Jahr nach seinem Tod Wirklichkeit geworden. Die Schlumper, die der Künstler 1980 an der Straße Beim Schlump begründet hat, haben so neben ihrem Atelier in der alten Rinderschlachthalle und der Schule der Schlumper in der Thedestraße eine Möglichkeit ihre Kunstwerke einer noch breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. „Schlumper heißt auch unvermuteter Glücksfall“, erklärt Mürner. „Die neue Galerie setzt diesen unvermuteten Glücksfall hier in der Marktstraße fort.“

Grundstein für eine Debatte über Inklusion

Die von Laute ins Leben gerufenen Schlumper bringen seit über 30 Jahren Künstler mit und ohne Behinderungen zusammen und stellen das gemeinsame künstlerische Schaffen in den Vordergrund der Zusammenarbeit. Das besondere dabei: Die Kunst wird hier nicht als Therapieform verstanden, sondern bekommt bewusst alle Freiräume, die sie für ihre Entfaltung benötigt. Im Laufe der Jahre sind so mehr als 5000 Kunstwerke entstanden, die den Künstlern bereits weltweite Bekanntheit beschert haben. Inklusion, also die unterschiedslose Beteiligung behinderte Menschen wurde bei den Schlumpern von Anfang an gelebt. Dass die Schlumper so ihrer Zeit weit voraus waren, würdigt auch die Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft und Forschung, Dorothee Stapelfeldt: „Erfreulicherweise liefert das Thema Inklusion heute viele Gründe für Diskussionen“, sagt Stapelfeld. „Den Grundstein hierfür haben vor 30 Jahren auch die Schlumper gelegt.“

Es sei daher nur konsequent, dass die Schlumper nun ihre Kunst mitten im quirligen Karolinenviertel präsentieren könnten. Die Künstler würden längst keine Nischenkunst mehr zeigen, sondern würden seit Jahren große Beachtung für ihre Arbeit erfahren. „Es ist ein sehr erfreulicher Prozess, dass Berührungsängste immer mehr verschwinden“, erklärt Stapelfeldt. „Inklusion wird aber erst dann gelungen sein, wenn wir nicht mehr darüber nachdenken, sondern das Miteinander unterschiedlicher Menschen normal ist, so wie es die Schlumper schon lange vorleben“, sagt Stapelfeldt. Umso erfreulicher sei es, dass viele andere Inklusionsprojekte aus Hamburg inzwischen weit über die Stadt hinaus bekannt seien.

Aktuelle Arbeiten und mehr

Die erste Ausstellung in den 160 Quadratmeter großen Räumen der Schlumper mit dem Titel „Blick zurück nach vorn“ wird noch bis zum 6. September in der Marktstraße zu sehen sein. Hier werden ältere und aktuelle Werke der Ateliergemeinschaft ausgestellt. Später sollen neben Ausstellungen auch Vorträge, Lesungen oder Konzerte fester Bestandteil der Schlumpergalerie werden. Unterstützt wird die Galerie durch die Hans-Kauffmann-Stiftung, die gemeinsam mit dem Verein „Freunde der Schlumper“ für den Betrieb der Galerie eine gemeinnützige GmbH gegründet hat. Damit das geplante Programm Gestalt annehmen kann, werden aber noch weitere Spender gesucht, auch da die barrierefreie Einrichtung der Galerie noch nicht vollständig finanziert werden konnte. Mehr Informationen und Kontaktdaten findet man auf der Webseite der Schlumper.

Foto: Dominik Brück

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