Am Sonnabend fand der jährliche bundesweite Aktionstag des Freiwilligen Ökologischen Jahres in Hamburg statt. Die rund 200 Freiwilligen aus ganz Deutschland trafen sich in St. Georg und machten mit verschiedenen Aktionen auf Umweltthemen aufmerksam. Mit uns sprachen drei Freiwillige über ihre Beweggründe für die freiwillige Arbeit.
Auf dem Schulhof der Heinrich-Wolgast-Schule ist für ein Wochenende ungewöhnlich viel los: Aus ganz Deutschland sind junge Erwachsene zusammengekommen, die in diesem Jahr freiwillige Arbeit in vielfältigen ökologischen Einsatzstellen leisten. Organisiert haben sie das Ganze selbst. Und da viele verschiedene UnterstützerInnen etwas beigesteuert haben, zahlen die Freiwilligen auch nur einen geringen Teilnahmebetrag für das Catering. Die Übernachtung ist in der Turnhalle der Schule gewährleistet.
Doch sich untereinander zu vernetzten war den FÖJlerInnen nicht genug: Mit Aktionen in der Innenstadt wollten sie die HamburgerInnen über die Risiken des Handelsabkommen TTIP informieren. So zogen Genmaiskolben schimpfend durch die Straßen, auf einer Baustelle frohlockte ein behelmtes Team darüber, endlich mit dem Fracking beginnen zu können. Die Standkosten für die Aktionen übernahm das Bezirksamt Hamburg-Mitte.
Aber warum überhaupt ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvieren? Drei Freiwillige, die gerade ihr FÖJ in Hamburg leisten, erzählen, wie sie dazu gekommen sind:
Friederike: „Man lernt echt viel“
Friederike ist 20 und momentan in der Hamburger Landesgeschäftsstelle des BUND beschäftigt. Sie hat letztes Jahr ihr Abitur abgelegt und dann gleich ihr freiwilliges Jahr angefangen. „Ich habe mich schon immer für die Natur interessiert und war schon früh in verschiedenen Projekten aktiv“, erzählt sie. Nach der Schule wollte sie nicht gleich studieren, mal das „echte Leben“ draußen kennenlernen. „Aber ich wollte auch etwas Sinnvolles mit meiner Zeit anfangen.“ So kam sie zur ihrer FÖJ-Stelle, wo sie jetzt vor allem im Büro tätig ist: Telefonauskünfte geben, Recherche betreiben, Pressearbeit leisten. Aber auch zu Rathaussitzungen begleitet sie ihren Chef. Und wenn der BUND Kampagnen startet oder Busse zu Demonstrationen bereitstellt, ist sie auch in die Organisation involviert. Das FÖJ war für sie auch eine politische Entscheidung. Und sie würde es unbedingt weiterempfehlen: „Ich habe mich unheimlich persönlich weiterentwickelt. Und in den Seminaren lernt man echt viel, sei es über sich selbst oder über die Umwelt.“
Jan-Pasqual: „Man kann seine Grenzen austesten“
Der 19-jährige Jan-Pasqual absolviert sein freiwilliges Jahr in der Revierförsterei Klövensteen. Dort ist er viel draußen und unterstützt die MitarbeiterInnen bei der Erhaltung des Waldes und des Wildgeheges. Das ist sehr abwechslungsreich, berichtet er: „Es kommt nie vor, dass ich länger als zwei Wochen am Stück der selben Tätigkeit nachgehe.“ Er ist auch nicht der einzige Freiwillige in der Einsatzstelle: Zwei weitere FÖJlerInnen und zwei Bundesfreiwilligendienstleistende sind auch Teil des Teams. Auf die Idee, ein FÖJ zu machen, haben ihn seine Eltern gebracht. Sie hatten sich überlegt, dass es gut wäre, wenn er mal was ganz Anderes macht als vorher in der Schule. Warum nicht, dachte sich Jan-Pasqual, denn so hatte er gleich die Gelegenheit, mal eine neue Stadt kennenzulernen. Auch er ist vom FÖJ begeistert: „Man kann seine Grenzen austesten und lernt eine Menge. So habe ich beispielsweise in meiner Einsatzstelle einen Sägeschein und einen Jagdschein gemacht. Und auch über den Umgang mit fremden Menschen habe ich viel gelernt.“ Seine berufliche Zukunft sieht er im Forstbetrieb nicht. Aber: „Ich kann mich ein kein Jahr erinnern, wo ich so viel Spaß hatte wie in diesem!“
Johanna: Hof statt Ausland
Johanna ist 19 und über den ANU e.V. auf das Gut Karlshöhe gekommen. Nach der Schule wollte sie eigentlich ins Ausland – doch ihr Wunschziel Kanada war kompliziert zu erreichen. Deshalb begann sie, sich über Alternativen zu informieren. Nachdem sie sich bisher viel im Sozialen engagiert hatte, wollte sie jetzt auch mal in den ökologischen Bereich gehen und kam so auf das FÖJ. Auf dem Gut teilt sie sich mit weiteren FÖJlerInnen nun verschiedene Bereiche: Sie ist für die Versorgung der Hühner zuständig. Außerdem führt sie Kindergarten- und Schulgruppen über das Gelände. Eine Kindergruppe ist sogar wöchentlich da: Mit ihr basteln die FÖJlerInnen oder gehen mit ihnen an den Teich und in den Wald. Was sie aus dem FÖJ mitgenommen hat? „Eigentlich wollte ich Erneuerbare Energien studieren, aber ich habe festgestellt, dass mir das zu technisch ist. Jetzt werde ich eher in die Richtung Agrarwissenschaften gehen.“
Facebook
Twitter
Flattr
Google+
YouTube
Soundcloud
Paypal
Anmelden