Der KlimaCampus Hamburg hat auf einer Podiumsdiskussion die Folgen des neuen Weltklimaberichtes für Hamburg diskutiert. Die Debatte zeigt: Der Kampf gegen globale Erwärmung findet auch in der Hansestadt statt.
Anfang April wurde der fünfte IPCC-Sachstandsberichts veröffentlicht. Der IPCC (Intergovernmental Panel of Climate Change) oder Weltklimarat ist ein Expertengremium von WissenschaftlerInnen weltweit, das den Stand der Klimaforschung bewertet, die Auswirkungen des Klimawandels abschätzt und Handlungsperspektiven aufzeigt. Der mehrere Tausend Seiten starke Sachstandbericht hat vor allem die Aufgabe, Wissen zum Thema Klimawandel zu sammeln und dieses zu bewerten. Auch Hamburger WissenschaftlerInnen waren an seiner Erstellung beteiligt. Drei von Ihnen stellten sich im Rahmen einer Podiumsdiskussion den Fragen interessierter HamburgerInnen zum Weltklima-Bericht und seiner Bedeutung für den Großraum Hamburg. Veranstalter war der KlimaCampus Hamburg – ein Netzwerk aus 18 universitären Instituten, außeruniversitäre Partnern wie dem Max-Planck-Institut für Meteorologie, dem Helmholtz-Zentrum Geesthacht und dem Deutsche Klimarechenzentrum, das seit 2007 Hamburger Klimaforschung betreibt.
Bericht des Weltklimarats: Nur noch 50 Jahre ohne „ernsthafte Gefährdung“
Die Informationen der Wissenschaftler sind Grund für Besorgnis: Rein rechnerisch könnte die Welt nur noch 50 Jahre auf diesem Niveau weiter wirtschaften und müsste dann auf jegliche Co2-Emission verzichten um das Klimasystem nicht ernsthaft zu gefährden. Dr. Daniela Jacob (Climate Service Center und Helmholtz-Zentrum Geesthach) wies daraufhin, dass der Klimawandel erstmals als ein Risiko gewertet wird, das neben anderen Risiken in wirtschaftliche Analysen einfließt. Neu seien auch regionale Analysen, herunter gebrochen auf Kontinente und Inselgruppen. Prof. Hermann Held (Forschunsstelle Nachhaltige Umweltentwicklung, Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN), Universität Hamburg) erläuterte politische Möglichkeiten der Klimaanpassung und des Klimaschutzes und stellte unter anderem das Potenzial verschiedener Produktionsmöglichkeiten von Energie vor. Wie das alles politisch zu bewerten sei, müsse jedoch von Politikern selbst entschieden werden. Dieser Satz fiel an diesem Abend des Öfteren, denn die Aufgabe der Wissenschaftler auf dem Podium war es lediglich das Wissen zusammenzutragen und mögliche Handlungsoptionen zu aufzuzeigen – nicht diese auch zu werten.
Auch in Hamburg wird viel zum Klimawandel geforscht
Was hat dies nun alles mit Hamburg zu tun? Das Publikum war genauso bunt gemischt wie die Fragen, die gestellt wurden. Es ging um fachliche Fragen, kritische Fragen zur Atomenergie, aber auch viele hamburgspezifische Fragen: Wie wird sich der vermehrte Wohnungsbau auf das Klima und den Energieverbrauch der Stadt auswirken? Welche Konzepte zum Klimawandel liegen der Hansestadt vor? Die Antworten der Experten auf dem Podium fielen wenig konkret aus, oft wurde auf aktuelle Diskussionen verwiesen. So gebe der Weltklima-Bericht durchaus Hinweise zum Thema städtisches Wachstum und Klimarisiken, das kontrovers diskutiert werde. Hamburger Unternehmen könnten die regionalen Analysen des Berichts in Teilen für sich nutzen. Der Hamburger Senat habe für die Hansestadt den Masterplan Klimaschutz auf den Weg gebracht. Und Unternehmen, Behörden sowie wissenschaftliche Einrichtungen aus Hamburg und Niedersachsen haben sich 2009 im Projekt KLIMZUG-NORD zusammengeschlossen, um die Auswirkungen des Klimawandels auf Städte, ländliche Räume und der Elbe in der Region zu erforschen. Erst im März dieses Jahres legte das vom Bund geförderte Projekt seine Forschungsergebnisse im Kursbuch Klimaanpassung gebündelt dar.
Bürgerbeteiligung und regionale Gegebenheiten dürfen nicht vernachlässigt werden
Das alles sei gut und richtig. Doch die Bürgerbeteiligung fehle, da waren sich die drei Wissenschaftler einig. Konkrete Maßnahmen wurden keine genannt. „Der Bau neuer Kohlekraftwerke kommt in keinem Szenario zur Erreichung des globalen Ziels vor, die Temperaturerhöhung auf maximal zwei Grad zu begrenzen!“, wird Prof. Held dann doch noch etwas deutlicher. Hier zeige sich wie wichtig die Einbindung regionaler Interessen in globale Klimaziele sei. Noch scheint das Zwei-Grad-Ziel vielerorts als abstrakte, globale Wolke wahrgenommen zu werden. Auch Dr. Jacob wünscht sich eine tiefer gehende Betrachtung regionaler Gegebenheiten und Abhängigkeiten. Am Ende geht das Publikum mit vielen neuen Erkenntnissen aber auch vielen offenen Fragen nach Hause.
Foto: Henriette Bunde
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